Im landwirtschaftlichen Jahreskreis spielt die sogenannte Temperatursumme eine entscheidende Rolle für den optimalen Zeitpunkt der Düngung auf Grünlandflächen. Zu Beginn des Jahres, insbesondere im Frühjahr, ist es dieser Wert, der maßgeblich darüber bestimmt, wann mit der Düngung begonnen werden sollte. Die aktuelle Lage auf den Grünlandflächen in Deutschland präsentiert sich jedoch aufgrund der seit Herbst 2023 anhaltenden starken Niederschläge als sehr heterogen.
Unterschiedliche Bedingungen auf deutschen Grünlandflächen
Während in einigen Regionen die Landwirte bereits mit der Düngung ihrer Grünlandflächen beginnen konnten, was nicht zuletzt zur Entlastung der Güllelager beitrug, ist in anderen Gebieten eine solche Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ratsam. Grundlage für die Entscheidung, ob gedüngt werden kann, bildet die Grünlandtemperatursumme. Diese Kennzahl dient als Indikator für den Start der Vegetationsperiode und wird von der Offizialberatung herangezogen, um Empfehlungen für geeignete Düngemaßnahmen auszusprechen.
Wie die Grünlandtemperatursumme ermittelt wird
Die Berechnung der Grünlandtemperatursumme erfolgt durch die Addition der positiven Tagesmitteltemperaturen ab dem 1. Januar eines jeden Jahres. Dabei werden unterschiedliche Gewichtungen der Temperaturen in den Wintermonaten Januar und Februar vorgenommen, bevor ab März die Temperaturen vollständig in die Berechnung einfließen. Erreicht die Summe dieser korrigierten Temperaturen (kT-Summe) den Wert von 200°C, gilt der Vegetationsbeginn auf dem Grünland als eingeläutet. Für eine präzise Ermittlung dieser Temperatursumme können Landwirte auf das Beratungsmodul Grünlandtemperatursumme beim Informationssystem isip zurückgreifen, das auch regionale Wetterprognosen und -daten berücksichtigt.
Regionale Schwankungen und die Bedeutung für die Praxis
Obwohl die Grünlandtemperatursumme von 200°C als Richtwert für den Beginn der Vegetationsperiode etabliert ist, zeigen Untersuchungen, dass der tatsächliche Wachstumsstart je nach lokalen Gegebenheiten variieren kann. So können Faktoren wie Bodenbeschaffenheit oder der Abstand zum Grundwasser den optimalen Zeitpunkt für den Vegetationsbeginn beeinflussen. Detaillierte Studien, wie etwa die von Bockwoldt et al. in Schleswig-Holstein durchgeführten, legen dar, dass die für einen nachhaltigen Wachstumsbeginn erforderliche kT-Summe je nach Standort zwischen 190 und 290°C schwanken kann. Dies unterstreicht die Bedeutung einer standortspezifischen Betrachtung bei der Planung von Düngemaßnahmen auf Grünland.