Die Agravis Raiffeisen AG spricht eine klare Empfehlung aus: Landwirte sollten erste Teilmengen der Weizenernte 2024 verkaufen. Jan Heinecke, Vorstandsmitglied des Unternehmens, erläuterte diese Empfehlung bei einem Fachpressegespräch in Hannover. Dabei wies er darauf hin, dass der Dezember-Weizen an der Matif derzeit einen Preis von 220 €/t erreicht habe, was einen vernünftigen Deckungsbeitrag ermögliche.
Besonders erfreulich sei die gewisse Normalisierung bei den Betriebsmittelpreisen, so Heinecke weiter. Stickstoff sei wieder für 1 € pro Kilogramm zu haben und auch die Preise für Pflanzenschutzmittel würden voraussichtlich in der laufenden Saison nicht stark steigen.
Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis, erinnerte ebenfalls an vergangene Preisrekorde und betonte, dass viele Landwirte in den letzten Jahren zu spät verkauft hätten, was zu finanziellen Einbußen geführt habe.
Die von Agravis eingeführten Landea-Kontrakte, die als Antwort auf volatile Agrarmärkte gedacht waren, befinden sich nach wie vor in der Nische. Heinecke merkte an, dass Landwirte nach wie vor bevorzugt „flat“ vermarkten würden, ohne an ein börsengestütztes Produkt gebunden zu sein.
Als konsequenten Hedge empfiehlt der Vermarktungsexperte, den Kauf von Dünger an den Verkauf von Getreide oder Raps zu koppeln. Dies ermögliche es Landwirten, auch in Zeiten hoher Düngerpreise einen angemessenen Deckungsbeitrag zu erzielen.
Heinecke erwartet keine Spitzenernte in Deutschland aufgrund der schlecht entwickelten Feldbestände und weist auch auf die widrigen Witterungsverhältnisse in Frankreich hin. Die Preisentwicklung werde jedoch weniger von den Ernteerwartungen in der EU, sondern vielmehr von der Situation auf dem Weltmarkt beeinflusst, insbesondere durch den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, beides große Produzenten und -exporteure von Getreide.