In den langanhaltenden juristischen Auseinandersetzungen um die Schadensfolgen von polychlorierten Biphenylen (PCB) könnte der Chemiekonzern Bayer in den USA einen signifikanten Durchbruch erreicht haben. Ein Berufungsgericht im Bundesstaat Washington hat kürzlich ein früheres Urteil aufgehoben, bei dem drei Lehrkräften Schadensersatzzahlungen in Höhe von insgesamt 185 Millionen US-Dollar zugesprochen wurden. Die Lehrer hatten behauptet, dass PCB in ihrem Schulgebäude zu Hirnschäden geführt habe. Das Gericht wies jedoch auf Fehler im Urteil der Vorinstanz hin und verwies den Fall zur weiteren Prüfung zurück.
Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für zahlreiche ähnlich gelagerte Fälle haben. Insgesamt hatten etwa 200 Personen aus derselben Schule Klage eingereicht. Bayer, das die US-Tochter Monsanto übernommen hatte, weist darauf hin, dass die fraglichen PCB-haltigen Produkte wie Beleuchtungskörper und Dichtungsmassen nicht von Monsanto, sondern von anderen Herstellern produziert wurden. Zudem argumentiert das Unternehmen, dass diese Produkte bereits vor vielen Jahren hätten ausgetauscht werden müssen.
PCB wurde bis in die 1970er Jahre produziert und kam in einer Vielzahl von industriellen Produkten und Baumaterialien zum Einsatz, vor allem um das Brandrisiko in elektronischen Komponenten zu verringern. Die Produktion von PCB wurde 1977 von Monsanto eingestellt, nachdem die Schädlichkeit der Chemikalie bekannt wurde.
Die Nachricht vom Erfolg in der Berufungsinstanz wurde an der Börse positiv aufgenommen; die Aktie von Bayer verzeichnete einen Anstieg auf den höchsten Stand seit etwa einem Monat. Dieses Urteil könnte nicht nur für Bayer, sondern auch für die gesamte Chemieindustrie präzedenzschaffend wirken.