Der Kartoffelanbau steht vor einer wachsenden Herausforderung: Der Befall mit Nematoden, insbesondere schädlichen Fadenwürmern, nimmt zu. Diese Entwicklung bringt viele Landwirte in Bedrängnis, da die Auswirkungen auf Ertrag und Qualität erheblich sein können. Es ist höchste Zeit, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Schädlingen effektiv entgegenzutreten.
Bedeutung der Nematoden im Boden
Ein gesunder Boden enthält etwa 30 bis 40 Nematoden pro Milliliter. Fast 90 % dieser Fadenwürmer sind harmlose Schimmel- oder Bakterienfresser und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem des Bodens. Doch neben diesen nützlichen Nematoden gibt es auch Arten, die Pflanzen erheblich schädigen können. Zu den gefährlichsten zählen der Gelbe und Weiße Kartoffel-Zystennematode.
Erkennung und Verbreitung
Ein Befall mit schädlichen Nematoden führt zu deutlichen Ertrags- und Qualitätsverlusten. Besonders problematisch sind die Kartoffel-Zystennematoden. Diese können mehr als zehn Jahre in Zysten im Boden überdauern und befallen die Wurzeln der Kartoffelpflanzen. Die unterschiedlichen Pathotypen dieser Nematoden bilden Virulenzgruppen, die ähnlich schädlich sind.
EU-weit gelten Zystennematoden als Quarantäneschädlinge. Die „Verordnung zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses und von Kartoffelnematoden“ schreibt vor, dass 0,5 % der Anbauflächen jährlich untersucht werden müssen. Zusätzlich werden alle Flächen für Pflanzkartoffeln und Pflanzen zum Anpflanzen geprüft.
Diagnose und Symptome
Ein Nematodenbefall zeigt sich nicht durch offensichtliche Symptome wie Fäulen oder Wucherungen. Stattdessen bleiben betroffene Pflanzen oft im Wuchs zurück, erscheinen dunkler und blühen später. Dieses Schadbild ist leicht mit Trockenschäden oder anderen Nematodenarten zu verwechseln. Eine genaue Diagnose erfordert das Ausgraben von Pflanzen ab Mitte Juni. An den Wurzeln infizierter Pflanzen sind dann kleine Zysten erkennbar.
Bekämpfungsstrategien
Auf befallenen Flächen ist der Anbau von Konsumkartoffeln weiterhin möglich, jedoch unter bestimmten Auflagen. Der Einsatz resistenter Sorten ist dabei entscheidend. Diese Sorten erkennen die Nematoden als Parasiten und entziehen ihnen die Nahrungsgrundlage. Besonders bei hohem Nematodenbefall ist eine Kombination aus resistenten und toleranten Sorten empfehlenswert.
Die Verfügbarkeit resistenter Sorten variiert. Während viele Sorten gegen Gelbe Kartoffelnematoden resistent sind, gibt es nur wenige gegen Weiße Kartoffelnematoden. Die Situation bei Stärkekartoffeln ist besser, da hier Sorten mit Resistenzen gegen alle Pathotypen vorhanden sind. Das Julius Kühn-Institut veröffentlicht die Einstufungen der Sorten im Bundesanzeiger.
Alternative Bekämpfungsmethoden
In den Niederlanden wird die 40-Tage-Methode eingesetzt, bei der Kartoffeln ohne Damm angebaut und nach 40 Tagen mit Glyphosat behandelt werden. Diese Methode zielt darauf ab, möglichst viele Nematoden anzulocken und dann mit den absterbenden Wurzeln zu vernichten.
Freilebende Nematoden
Neben den Zystennematoden gibt es auch freilebende Nematoden wie den Wurzelnematoden Pratylenchus penetrans und das Stängelälchen Ditylenchus dipsaci. Diese Nematoden können sich auch an anderen Pflanzenarten vermehren und sind schwerer zu kontrollieren. Fruchtfolge, Sortenwahl und der Einsatz von Zwischenfrüchten sind hier wichtige Maßnahmen zur Eindämmung.
Der Kampf gegen Nematoden erfordert eine Kombination aus präventiven und aktiven Maßnahmen. Nur durch gezieltes Management lässt sich die Bedrohung für den Kartoffelanbau langfristig verringern.