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Kritik an EU-Entwaldungsverordnung: Süßwarenindustrie warnt vor Versorgungsengpässen

Die europäische Entwaldungsverordnung (EUDR) soll ab dem 30. Dezember in Kraft treten und sicherstellen, dass für die Produktion wichtiger Agrarrohstoffe keine Ur- und Regenwälder gerodet werden. Die Süßwarenindustrie äußert jedoch starke Bedenken hinsichtlich der Umsetzung dieser Verordnung und warnt vor möglichen Versorgungsengpässen, insbesondere bei Kakao.

Systemische Mängel in der Verordnung

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) kritisiert, dass wesentliche Anwendungsfragen der EUDR ungeklärt sind. Dies stellt erhebliche Herausforderungen für die Wirtschaft dar und untergräbt das berechtigte Anliegen des Waldschutzes. Laut dem BDSI sind die aktuellen Voraussetzungen nicht gegeben, um die Anforderungen der Verordnung rechtssicher zu erfüllen.

Fehlendes IT-System und bürokratischer Aufwand

Ein zentrales Problem ist das Fehlen eines rechtzeitig bereitgestellten IT-Systems durch die EU-Kommission. Dieses System soll erst kurz vor dem Stichtag einsatzbereit sein, was den Unternehmen kaum Vorbereitungszeit lässt. Der BDSI betont, dass der bürokratische Aufwand und die zu erfassende Datenmenge für die Endverarbeiter sowohl technisch als auch logistisch derzeit nicht umsetzbar sind.

Unklare Regelungen und rechtliche Grauzonen

Zusätzliche Unsicherheiten entstehen durch unklare Regelungen bestimmter Materialien wie Holzpaletten und dekorativer Geschenkverpackungen. Diese befinden sich nach Einschätzung des Verbands in einer rechtlichen Grauzone, was die Compliance-Risiken für Unternehmen erhöht und die Planungssicherheit beeinträchtigt.

Warnung vor weitreichenden Folgen

Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des BDSI, warnt vor einem Fehlstart der Verordnung mit weitreichenden Folgen für die Versorgung mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln in der EU. Er betont: „Ohne praktikable Lösungen der EU-Kommission droht ein Fehlstart mit weitreichenden Folgen für die Versorgung mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln in der EU. Wenn nicht klar ist, was zum Zeitpunkt der Verordnung EUDR-konform ist, gibt es die konforme Ware schlichtweg nicht und es droht ein deutlicher Kostenschub.“

Forderung nach dringenden Klärungen

Der BDSI fordert die EU-Kommission auf, umgehend notwendige Klärungen vorzunehmen, besonders bei Materialien, die derzeit in einer rechtlichen Grauzone sind. Dies ist entscheidend, um den Firmen genügend Vorbereitungszeit zu gewähren. Die Unterstützung der Bundesregierung sei dabei unverzichtbar.

Die europäische Entwaldungsverordnung soll einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Wälder leisten. Doch die aktuellen Mängel und Unklarheiten könnten genau das Gegenteil bewirken und die gefährden. Eine schnelle und klare Kommunikation der EU-Kommission ist daher unerlässlich, um die Ziele der Verordnung zu erreichen und gleichzeitig die Wirtschaft nicht unnötig zu belasten.

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