Die jüngste Biomasse-Ausschreibung der Bundesnetzagentur hat erneut gezeigt, dass die Nachfrage das angebotene Volumen bei weitem übersteigt. Von den eingereichten Geboten erhielten knapp zwei Drittel der Anlagen keinen Zuschlag und stehen nun vor einer unsicheren Zukunft.
Die Bundesnetzagentur hat die Ergebnisse der jüngsten Biomasse- und Biomethanausschreibung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) veröffentlicht. Erneut war die Biomasse-Ausschreibung stark überzeichnet: Auf ein ausgeschriebenes Volumen von 240 Megawatt (MW) installierter Leistung wurden Gebote im Umfang von 742 MW eingereicht. Im Segment Biomethan gingen hingegen wie in den letzten Runden keine Gebote ein.
Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, zeigt sich wenig überrascht von den Ergebnissen: „Leider war es zu erwarten, dass die Biomasse-Ausschreibung erneut so deutlich überzeichnet ist. Der schleichende Ausstieg aus der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas, der mit dem EEG 2023 eingeleitet wurde, trägt nun bedauerliche Früchte. Mehr und mehr Bestandsanlagen, deren EEG-Vergütung ausläuft, bekommen endgültig keinen Zuschlag für eine Anschlussvergütung und müssen nun stilllegen. So gefährden wir sehenden Auges den Erfolg der Energiewende!“
Die Bioenergiebranche hatte wiederholt gewarnt, dass das niedrige Ausschreibungsvolumen und die geringen finanziellen Anreize viele Anlagen im Bieterrennen benachteiligen würden. Insbesondere Anlagen, die in den frühen 2000er Jahren errichtet wurden und nun das Ende ihres 20-jährigen Vergütungszeitraums erreichen, stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Auch der Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) zeigt sich enttäuscht. Von den 263 Zuschlägen gingen lediglich acht in das nördliche Bundesland. Eine Umfrage des Fachverbandes Biogas bestätigt die negativen Auswirkungen auf die kommunale Wärmeplanung. Viele Betreiber wissen nicht, wie es weitergehen soll, und Kommunen sorgen sich um ihre Wärmeversorgung.
Der LEE SH fordert die Bundesregierung auf, das Ausschreibungsvolumen zu erhöhen, um die bestehenden Biogasanlagen und die daran angeschlossenen Wärmenetze, insbesondere im ländlichen Raum, zu erhalten.
Von den knapp 3.200 Mitgliedern des Fachverbandes Biogas nahmen 540 an einer Umfrage teil. Mehr als ein Drittel der Befragten hatte bereits an einer Ausschreibung teilgenommen, weniger als die Hälfte erhielt einen Zuschlag. Rund 90 % der Anlagen beliefern Wärmekunden. 56 % der Teilnehmer planen, nochmals an einer Ausschreibung teilzunehmen, während 16 % ihre Anlage stilllegen wollen. Für mehr als ein Viertel der Anlagen bedeutet das Ende der EEG-Vergütungszeit auch das Ende der Wärmenutzung.
Von den Biogasanlagen der Befragten nutzen 89 % die erzeugte Wärme. Abnehmer sind Haushalte, Schwimmbäder, Schulen, Kindergärten, Turnhallen, Altenheime, Krankenhäuser sowie Gärtnereien und Ställe. Hochgerechnet auf die rund 9.900 Biogasanlagen in Deutschland bedeutet dies, dass knapp 390.000 Haushalte und zahlreiche öffentliche Einrichtungen auf Biogaswärme angewiesen sind.
Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, warnt: „Wir können es uns nicht leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten.“ Viele Kommunen haben bei ihrer Wärmeplanung auf Biogasanlagen gesetzt. „Wenn die Biogaswärme, die bei der Erzeugung von Strom in Blockheizkraftwerken eh anfällt, nicht mehr zur Verfügung steht, wird es an vielen Stellen schwer werden mit der Umsetzung der Wärmewende“, so Seide.