Ab dem kommenden Jahr stehen zahlreiche Biogasanlagen vor der Stilllegung, falls die Regierung nicht schnell reagiert. Dies könnte weitreichende Folgen für die Energie- und Wärmeversorgung haben.
Nach einer Umfrage des Fachverbandes Biogas könnten viele der betriebenen Wärmenetze, die von Biogasanlagen gespeist werden, zukünftig wegfallen. Horst Seide, Präsident des Verbandes, warnt davor, dass über 25 Prozent der Betreiber planen, ihre Anlagen mit dem Auslaufen der EEG-Vergütungszeit stillzulegen. Dies würde nicht nur den Verlust von Wärme für Nahwärmenetze bedeuten, sondern auch steigende Strompreise zur Folge haben.
Die wirtschaftlichen Perspektiven fehlen den Biogasbauern, da sie nach Ablauf des Vergütungszeitraums keine festen Einspeisevergütungen mehr erhalten. Bei den laufenden Ausschreibungen der Bundesnetzagentur können viele Betreiber aufgrund der niedrigen Volumen nicht mithalten. In der ersten Biomasse-Ausschreibung 2024 gingen zwei von drei Anlagen leer aus, was über 500 Biogasanlagen betraf.
Der Fachverband Biogas fordert eine Erhöhung der Ausschreibungsvolumen, um mehr Anlagen den Zuschlag zu ermöglichen. Derzeit sind für 2024 nur 500 MW installierte Leistung vorgesehen, die in den kommenden Jahren weiter auf 300 MW sinken sollen. Diese Begrenzungen verschlechtern die Aussichten für viele Biogasanlagenbetreiber erheblich.
Bis Ende 2026 wird eine große Anzahl an Biogasanlagen aus dem ersten EEG-Vergütungszeitraum fallen, was zu einer ersten großen Stilllegungswelle führen könnte. Eine zweite Welle könnte zwischen 2029 und 2031 folgen. Um dies zu verhindern, müssen die Ausschreibungsvolumen erhöht und der Flexibilisierungszuschlag auf 120 €/kW angehoben werden. Derzeit liegt dieser nur bei 65 €, was den gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten nicht gerecht wird.
Neben wirtschaftlicher Unterstützung fordern die Betreiber auch einen besseren Netzzugang. Laut einer Studie des Bundesverbandes BioEnergie (BBE) müssten die Netzbetreiber flexibler agieren, um höhere Einspeiseleistungen zu ermöglichen. Ein weiterer Punkt ist der Bürokratieabbau, insbesondere bei Nachhaltigkeitszertifizierungen und Dokumentationspflichten, was Investitionsanreize schaffen könnte.
Die Flexibilisierung der Biogasanlagen könnte dazu beitragen, Strompreisschwankungen auszugleichen. Biogasanlagen könnten gezielt in Hochpreisphasen Strom liefern und somit die Marktpreise stabilisieren. Dies könnte den Bedarf an EEG-Umlagen minimieren.
Während Gaskraftwerke die Stromerzeugung von Biogasanlagen teilweise ersetzen könnten, würde der Strom aufgrund steigender CO2-Preise teurer werden. Bis 2030 werden zusätzlich 30 GW Leistung benötigt, bis 2050 sogar bis zu 60 GW. Der Bund plant derzeit jedoch nur Ausschreibungen für 10 GW. Reine Gaskraftwerke betreiben jedoch keine Wärmenetze, was Kommunen vor Herausforderungen bei der Wärmeplanung stellen könnte.