Drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 steht das Ahrtal, insbesondere die Landwirte und Winzer, weiterhin vor enormen Herausforderungen beim Wiederaufbau. „Wir dachten, wir beginnen einen Marathon, doch es hat sich zu einem Ultra-Triathlon entwickelt“, beschreibt Dr. Knut Schubert, Geschäftsführer des Kreisbauern- und Winzerverbandes Ahrweiler, die Lage während einer Pressekonferenz am 11. Juli in Mayschoss.
In der Nacht zum 14. Juli 2021 hatte eine katastrophale Flutwelle Teile von Rheinland-Pfalz schwer getroffen, 135 Menschen das Leben gekostet und fast 9.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Die Winzer im Ahrtal bezifferten die materiellen Schäden allein auf 200 Millionen Euro. Nur fünf der 65 Weinbaubetriebe entgingen den Fluten unbeschadet.
Im oberen Ahrtal erlitten auch 28 landwirtschaftliche Betriebe signifikante Schäden. Obwohl die betroffenen Flächen weitestgehend wiederhergestellt werden konnten, belaufen sich die staatlichen Wiederaufbauhilfen auf 14,1 Millionen Euro von insgesamt beantragten 33 Millionen Euro. Die Agrargemeinschaft konnte darüber hinaus in den ersten Monaten nach der Flut 10 Millionen Euro an Spenden mobilisieren.
Die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr eG, die älteste ihrer Art weltweit, steht kurz vor dem Abriss ihres Stammsitzes, um diesen neu zu errichten. Der Neubau wird 23 Millionen Euro kosten, eine Summe, die ohne öffentliche Förderung nicht zu bewältigen wäre. Kellermeisterin Astrid Rickert weist darauf hin, dass für den Neubau sogar zwei historische Gewölbekeller geopfert werden müssen.
Die Solidarität unter den Landwirten und Winzern nach der Flut war enorm, viele kamen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Trotzdem sehen sich die Betroffenen weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert, nicht nur im materiellen Wiederaufbau, sondern auch in der psychischen Bewältigung der Katastrophe. Hinzu kommt die Verantwortung, Maßnahmen zum verbesserten Hochwasserschutz zu implementieren. Etwa 10 Hektar der Rebflächen werden für solche Maßnahmen geopfert.
Die Branche hofft auf eine Anpassung der EU-Förderpolitik, um den Schutz der Agrarflächen ohne Einbußen bei den Fördermitteln zu ermöglichen. Zudem besteht die Forderung nach einer Verlängerung der Frist für Wiederaufbauhilfen über den derzeitigen Stichtag, den 31. Dezember 2024, hinaus. Trotz aller Schwierigkeiten blickt die nächste Generation junger Winzer optimistisch in die Zukunft und ist bereit, die anstehenden Aufgaben zu meistern.