Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hat seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland um die Jahrtausendwende jedes tot aufgefundene Exemplar analysiert. Ein Bericht des Instituts zeigt, dass im Rahmen eines langjährigen Totfundmonitorings bisher insgesamt 1.000 Wölfe untersucht wurden, um deren Todesursachen und den Gesundheitszustand der Population zu ermitteln.
In den frühen Jahren nach ihrer Wiederansiedlung waren es nur einige wenige Tiere, die jährlich untersucht wurden. Heute jedoch erreicht die Anzahl der jährlich untersuchten Wölfe eine dreistellige Zahl. Die Zunahme der Untersuchungen führt dazu, dass mittlerweile nur noch jeder zweite im Straßenverkehr getötete Wolf einer Untersuchung unterzogen wird. Kürzlich wurde eine Wölfin nach einem Verkehrsunfall als tausendster Fall registriert.
Laut Prof. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZW, zeigen die Totfunde, dass Wölfe mittlerweile in vielen Regionen Deutschlands feste Territorien etabliert haben und die Population insgesamt als gesund gilt. Verkehrsunfälle stellen die weitaus häufigste Todesursache dar, so Dr. Claudia Szentiks, die leitende Pathologin des Wolfsprojekts. Etwa drei Viertel aller tot aufgefundenen Wölfe sterben durch Kollisionen mit Fahrzeugen.
Junge Wölfe, die auf der Suche nach einem eigenen Revier sind, zählen besonders oft zu den Verkehrsopfern. Weiterhin wird etwa jeder zehnte tote Wolf illegal erschossen. Insgesamt 13,5% aller untersuchten Tiere zeigen Anzeichen illegaler Beschussaktivitäten, auch wenn nicht alle daran verstorben sind.
Hofer merkt an, dass illegale Tötungen von Wölfen bereits seit ihrer Rückkehr vor 25 Jahren vorkommen. Natürliche Todesursachen treten im Vergleich zu durch Menschen verursachten deutlich seltener auf. Zu den natürlichen Todesursachen zählen unter anderem Kämpfe mit Artgenossen, Verletzungen durch scharfe Knochenfragmente, körperliche Schwächung infolge von Räudemilbenbefall sowie diverse Virusinfektionen.
Zu den erfassten Viren gehören das Staupe-, Parvo- und Adenovirus. Auch Infektionen mit Yersinien, Listerien und Rotlauf sind dokumentiert, wobei Co-Infektionen mit verschiedenen Krankheitserregern häufig vorkommen. Aujeszkysche Krankheit und Tollwut wurden in Deutschland, das seit 2008 als tollwutfrei gilt, bei Wölfen bislang nicht festgestellt. Vereinzelt versterben Wölfe auch an Verletzungen, die durch Auseinandersetzungen mit potenziellen Beutetieren wie Wildschweinen entstehen.