In den europäischen Wäldern kommt es zunehmend zu Konflikten zwischen Menschen und Großraubtieren wie Bären und Wölfen. Besonders in Gebieten wie dem Trentino, einer bergigen Region, die eher für ihre ausgedehnten Wälder bekannt ist, zeigen sich die Probleme. Hier haben sich Bären an die Nähe zum Menschen gewöhnt und verlieren ihre natürliche Scheu. Diese Entwicklung führt dazu, dass die Interaktionen zwischen Menschen und Bären häufiger und potenziell gefährlicher werden.
Vor rund zwei Jahrzehnten wurde im Trentino ein Projekt zur Wiederansiedlung von Braunbären initiiert, um die fast ausgestorbene Population wieder zu beleben. Zehn Bären wurden aus Slowenien eingeführt, darunter die Bärin „Jurka“, die später mehrere Junge zur Welt brachte. Diese Bären, einschließlich „Bruno“, der später in Bayern erlegt wurde, und „Gaia“, die einen Jogger tötlich verletzte, erlernten von Menschen unvernünftiges und gefährliches Verhalten.
Der ursprüngliche Fehler lag bei den Menschen, die die Tiere anfütterten und damit ungewollt eine Gewöhnung an die menschliche Nähe förderten. Dieses Verhalten wurde von „Jurka“ an ihre Jungen weitergegeben, was die Problematik verschärfte. Die Bärin wurde später gefangen und in einen Bärenpark überführt, aber die erlernten Verhaltensweisen ihrer Nachkommen bleiben bestehen.
Die Situation ist nicht auf Italien beschränkt. Auch in den Niederlanden gibt es ähnliche Herausforderungen mit Wölfen. So warnen Behörden davor, mit kleinen Kindern bestimmte Wälder zu besuchen, nachdem ein Wolf ein Mädchen gebissen hat. Diese Vorfälle zeigen, dass die natürliche Scheu der Wölfe vor dem Menschen abnimmt, was auf das Fehlen von Bedrohungen durch den Menschen zurückzuführen ist.
Das Problem ist tief verwurzelt in der Art und Weise, wie die Gesellschaft mit Wildtieren umgeht. Durch romantisierte Vorstellungen von der Natur, geprägt durch Medien und Unterhaltung, erkennen viele Menschen nicht die potenziellen Gefahren. Die Fütterung von Wildtieren und das Streben nach Nähe zu ihnen sind häufig die Ursache für das veränderte Verhalten der Tiere, das letztendlich zu Konflikten führt. Wenn es zu Zwischenfällen kommt, sind oft die Abschussgenehmigungen die letzte Maßnahme, obwohl diese regelmäßig auf Widerstand von Tierschützern stoßen. Sie argumentieren, dass die Tiere „unschuldig“ seien und daher nicht „bestraft“ werden sollten.
Allerdings macht die Natur keinen Unterschied zwischen Schuld und Unschuld, zwischen Gut und Böse. Sie folgt einfach den grundlegenden Prinzipien von Fressen und Gefressenwerden.