In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist die Menge der deutschen Agrarexporte stark zurückgegangen. Branchenkenner führen dies auf politische Fehlentwicklungen zurück. Deutschland, einst als zuverlässiger Lieferant auf internationalen Agrarmärkten bekannt, kann diese Stellung zunehmend weniger behaupten. Besorgniserregend ist dabei nicht nur der Rückgang der Exporte, sondern auch die gefährdete Versorgungssicherheit im Inland, für die die Politik verantwortlich gemacht wird.
Die German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) berichtet von einem wachsenden Defizit in der Handelsbilanz der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Während in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 die Einfuhren Deutschlands bei 38,5 Millionen Tonnen lagen, erreichten die Ausfuhren nur 30,3 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich das Defizit um 16,6 Prozent verschlechtert.
Hartmut Kretschmer, Sprecher der GEFA und Manager Food Service Europe im DMK, kommentiert, dass die Konkurrenz im Ausland und der Kampf um Platzierungen in ausländischen Regalen zunehmen. Die heimische Produktion leidet unter ständig neuen und oft überflüssigen bürokratischen Lasten, die eine dringend notwendige Entbürokratisierung blockieren.
Jan-Bernd Stärk, stellvertretender Sprecher der GEFA und Leiter Export EU-Ost/Drittland der Westfleisch, warnt, dass die Verlagerung von Produktion und Wertschöpfung ins Ausland weder dem Standort Deutschland noch der Umwelt dient. Er kritisiert die Zurückhaltung Deutschlands in der Verantwortung für eine sichere Lebensmittelversorgung und fordert eine intensivierte Bemühung der Politik, die Lebensmittelproduktion im Inland zu stärken. Dazu zählt auch die Förderung des Exports von Agrarprodukten und Lebensmitteln, um den Beitrag der Branche zur Lebensmittelsicherheit zu erhöhen.
Obwohl die Politik Bemühungen zur Marktöffnung und zum Abbau von Handelsrestriktionen zeigt, bemängeln die Mitglieder der GEFA die langsame Umsetzung. Sie fordern engagiertere Initiativen zur Marktöffnung, einschließlich des Abschlusses von Freihandelsabkommen auf EU-Ebene, wie mit Mercosur oder in Südostasien, sowie bilaterale Vereinbarungen, wie Veterinärzulassungen in wichtigen Drittlandmärkten. Zudem müsse der Abbau bürokratischer Barrieren, wie bei aufwändigen Deklarationsanforderungen oder Ursprungsregelungen im Lebensmittelsektor, beschleunigt werden.