Die Rabobank veröffentlicht einmal jährlich eine Liste der 20 umsatzstärksten Molkereien weltweit. Auch in diesem Jahr sind wieder zwei deutsche Unternehmen unter den Top 20 vertreten. Trotz eines insgesamt stagnierenden Gesamtumsatzes der führenden Molkereien konnte Lactalis einen neuen Umsatzrekord aufstellen. In den kommenden Jahren wird die Milchbranche voraussichtlich einige Umstrukturierungen und strategische Neuausrichtungen erleben. Bereits jetzt sind größere Unternehmensverkäufe in Planung.
In diesem Ranking haben sich 12 der führenden Molkereien neu positioniert. Die größte deutsche Molkerei, DMK, konnte ihren 18. Platz verteidigen, während Müller von Platz 14 auf Platz 15 abrutschte. An der Spitze bleibt Lactalis weiterhin unangefochten. Mit einem erwarteten Umsatz von 30,2 Milliarden US-Dollar hat Lactalis als erstes Unternehmen der Milchindustrie die 30-Milliarden-Dollar-Marke überschritten. Nestlé hat den zweiten Platz zurückerobert, während Dairy Farmers of America aufgrund sinkender Milchpreise auf den dritten Rang fiel. Danone rutschte nach Umsatzeinbußen infolge von Desinvestitionen auf Platz vier ab. Fonterra konnte seine Position durch Umsatzsteigerungen verbessern, plant jedoch Verkäufe in der Zukunft.
Insgesamt sieben Molkereien gaben an, dass ihre Umsätze im Jahr 2023 in ihrer jeweiligen Landeswährung niedriger waren als im Vorjahr. Der Gesamtumsatz der Top 20 stieg nur um 0,3 % an, nachdem er im Vorjahr noch um 8,1 % gestiegen war, basierend auf US-Dollar-Werten. Dies ist vor allem auf die deutliche Senkung der Milchpreise im letzten Jahr nach dem Rekordjahr 2022 zurückzuführen. Rechnet man in Euro, sank der Gesamtumsatz sogar um 2,3 %, da sich der Euro gegenüber dem US-Dollar erholte. Wechselkursschwankungen haben somit weiterhin einen erheblichen Einfluss auf das Ranking, wie die Rabobank feststellt.
Unternehmen wie Fonterra, Unilever und General Mills haben bereits angekündigt, sich künftig stärker auf ihre Kerngeschäfte zu konzentrieren und nicht-essentielle Geschäftssparten zu verkaufen. Diese Fokussierung könnte die Branche in den kommenden Jahren stark beeinflussen. Die Änderungen in der Unternehmensstrategie zeigen, dass multinationale Unternehmen dazu übergehen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu besinnen. Experten gehen davon aus, dass auch andere Unternehmen aus den Top 20 diesen Weg einschlagen könnten, was erhebliche Verschiebungen in der Rangliste zur Folge haben könnte.
Im vergangenen Jahr waren Fusionen und Übernahmen im Milchsektor laut Rabobank eher selten. Für die Zukunft werden jedoch wieder größere Transaktionen erwartet. Diese könnten zu den bedeutendsten Fusionen und Übernahmen gehören, die die Branche seit langer Zeit gesehen hat. Unternehmen überprüfen ihre strategischen Ziele und richten ihren Fokus verstärkt auf das Kerngeschäft. Dies könnte dazu führen, dass Geschäftsbereiche, die nicht mehr profitabel oder nicht mehr zur Kernaktivität passen, veräußert werden. Zudem wird Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle bei der Gestaltung der Unternehmensstruktur spielen, da der Druck durch freiwillige Verpflichtungen und gesetzliche Vorgaben zunimmt. Unternehmen müssen daher ihre Vermögenswerte und Prioritäten neu bewerten.