Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sein Engagement für das Ziel, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren, erneut bekräftigt. Dies soll jedoch ohne strikte Verbote oder die Einführung einer Pflanzenschutzsteuer pragmatisch angegangen werden. Als er im Frühjahr sein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorlegte, stieß dies auf Kritik vonseiten der Landwirte und Fachverbände. Sie empfanden das Programm als zu reglementiert und zu sehr auf Verbote fokussiert.
In einer neuerlichen Präsentation am Mittwoch zeigte sich das überarbeitete Programm versöhnlicher und weniger restriktiv. Insbesondere wurde die zuvor geforderte weitere Reduzierung des Glyphosateinsatzes aus dem Programm genommen. Özdemir erläuterte, dass dies aufgrund der aktuellen Regelungen nicht mehr notwendig sei. Statt einzelne Mittel zu fokussieren, soll nun der Gesamteinsatz der Pflanzenschutzmittel reduziert werden, unter Berücksichtigung von Agrarumweltmaßnahmen und ökologischem Landbau.
Özdemir hat weiterhin nicht vor, eine Pflanzenschutzsteuer einzuführen, schließt dies für die Zukunft jedoch nicht gänzlich aus. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) setzt zunächst auf eine Strategie der Kooperation und Förderung von Beratung und Innovation, anstatt auf Verbote oder gesetzliche Vorgaben zu pochen. Der Minister unterstreicht die kooperative Natur des Programms und verweist auf erfolgreiche Initiativen wie den Niedersächsischen Weg und das Biodiversitätsstärkungsgesetz in Baden-Württemberg, die durch die Beteiligung unterschiedlicher Interessengruppen geprägt sind.
Laut Özdemir wird der chemische Pflanzenschutz weiterhin eine Rolle spielen, sollte jedoch als letztes Mittel betrachtet werden. Das Zukunftsprogramm zielt darauf ab, durch Innovationen, Kooperationen und den Einsatz alternativer Produkte den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und gleichzeitig den Artenschutz zu fördern. Geplante Maßnahmen beinhalten die Stärkung des integrierten Pflanzenschutzes, die Förderung der Anbaudiversifizierung und der Züchtung resistenter Sorten sowie den Ausbau des ökologischen Landbaus und die Unterstützung agrarökologischer Ansätze. Eine Überprüfung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist für das Jahr 2026 vorgesehen, mit einer endgültigen Bewertung der Ergebnisse des Jahres 2030.