Trotz des anhaltenden Konflikts in der Ukraine steht die Mais- und Sonnenblumenernte bevor, eine kritische Zeit für das Land. Vitaliy Golovnya, der stellvertretende Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, lieferte während einer Online-Pressekonferenz der Organisation Donau Soja am 5. September 2024 wertvolle Einblicke in die aktuelle Lage der ukrainischen Agrarwirtschaft.
Die ukrainische Landwirtschaft sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere aufgrund des Verlusts von etwa 19 % der Anbaufläche durch militärische Aktionen. Dennoch zeigt sich die Resilienz des Sektors: Während die Gesamtproduktion von Getreide und Hülsenfrüchten für das Wirtschaftsjahr 2024/25 auf etwa 55,9 Millionen Tonnen geschätzt wird – ein Rückgang von 8 % gegenüber dem Vorjahr – und die Ölsaatenproduktion voraussichtlich um 15 % auf 20,7 Millionen Tonnen sinkt, hat sich die Sojaproduktion seit 2020/21 nahezu verdoppelt und erreicht jetzt rund 4 Millionen Tonnen.
Trotz der rückläufigen Produktion in anderen Bereichen bleibt das Exportpotenzial der Ukraine beträchtlich. Für das Wirtschaftsjahr 2024/25 wird mit einem Exportvolumen von etwa 50 Millionen Tonnen gerechnet, darunter 15,6 Millionen Tonnen Weizen, 24 Millionen Tonnen Mais und 2,4 Millionen Tonnen Gerste. Zudem werden signifikante Mengen an Sonnenblumenöl (4,7 Millionen Tonnen), Sojabohnen (4 Millionen Tonnen) und Raps (2,6 Millionen Tonnen) exportiert.
Minister Golovnya betont, dass die Ukraine monatlich rund 5 Millionen Tonnen Agrargüter exportiert, ein Volumen, das dem vor dem Krieg entspricht. Nach einer Störung der Exportrouten über das Schwarze Meer Ende 2023 mussten die Exportmengen zunächst wieder aufgeholt werden. Der Seeweg bleibt dabei der primäre Exportkanal; 90 % der Exporte werden über das Schwarze Meer abgewickelt, während Landtransporte per Zug und Lkw eine untergeordnete Rolle spielen.
Trotz der erfolgreichen Anpassungen an die schwierigen Umstände bleiben enorme Herausforderungen bestehen. Eine der dringendsten Aufgaben ist die Räumung von Minen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Etwa 400.000 Hektar sind betroffen und müssen sorgfältig kartiert und geräumt werden, was pro Hektar Kosten von etwa 3.000 US-Dollar verursacht. Die ukrainische Regierung unterstützt die landwirtschaftlichen Betriebe bei dieser komplexen und gefährlichen Aufgabe, um eine sichere Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu ermöglichen.
Diese Situation verdeutlicht die komplexen Interaktionen zwischen Kriegsführung und Landwirtschaft und die entscheidenden Anpassungen, die notwendig sind, um die Ernährungssicherheit des Landes und die Wirtschaftlichkeit des Agrarsektors zu gewährleisten.