Die Geduld der Weidetierhalter mit der aktuellen Wolfspolitik der Bundesregierung scheint am Ende zu sein. Sie kritisieren die zögerliche Haltung der Bundesministerien und fordern einen grundsätzlich neuen Ansatz im Umgang mit dem Wolf. Trotz der Initiativen auf EU-Ebene, den Schutzstatus des Wolfs zu reduzieren, sehen viele Halter in Deutschland die bisherigen Maßnahmen als unzureichend an.
In einem gemeinsam unterzeichneten Dokument legen die deutschen Fachverbände ihre Gründe dar und zeigen sich entschlossen, die bisherige Passivität nicht weiter zu tolerieren. Als direkte Reaktion haben neun Verbände, die die Interessen von Weidetierhaltern vertreten oder unterstützen, beschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Bundeszentrum Weidetiere und Wolf (BZWW) sowie dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) im Bereich des Wolf- und Herdenschutzes vorübergehend einzustellen. Sie haben sich entschieden, nicht am geplanten Fachgespräch teilzunehmen, das für heute anberaumt war.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) berichtet, dass zwar ein Austausch über die rechtlichen Rahmenbedingungen des Wolfsmanagements auf EU-Ebene und die Erwartungen an eine Herabstufung des Schutzstatus in die überarbeitete Tagesordnung des BZWW aufgenommen wurden. Jedoch vermisst man ein deutliches Signal des BMEL, ernsthafte Maßnahmen zur Regulierung des Wolfsbestandes zu ergreifen.
Nach Jahren erfolgloser Diskussionen über die notwendigen Schritte in der Wolfspolitik sind die Verbände nicht länger bereit, an Gesprächsrunden teilzunehmen, in denen ihre Anliegen und die der ländlichen Bevölkerung nicht ernsthaft berücksichtigt werden. Sie sind offen für zukünftige Gespräche mit dem BMEL und dem Bundesumweltministerium über die Möglichkeiten eines regional differenzierten Bestandsmanagements als Form des präventiven Herdenschutzes.
Die Fachorganisationen betonen, dass alle rechtlichen Möglichkeiten der FFH-Richtlinie genutzt werden müssen, um den Wolfsbestand effektiv zu regulieren. Sie fordern vom BMEL eine klare Bereitschaftserklärung zu dieser Vorgehensweise. Eine Politik, die die Verantwortung für die Problematik des Wolfs allein auf die Weidetierhalter oder den Herdenschutz abschiebt und eine Bestandsregulierung verhindert, ist für sie nicht akzeptabel.
Die Verbände verlangen einen grundlegenden Neustart in der Zusammenarbeit des BMEL und des BZWW in der Wolfspolitik. Sie fordern auch die Bestätigung, dass eine Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung ein generelles Bestandsmanagement erfordert, insbesondere in Gebieten, die nicht einzäunbar sind und wo eine Regulierung des Wolfsbestandes notwendig ist. Zu den unterzeichnenden Verbänden gehören neben dem Deutschen Bauernverband auch das Aktionsbündnis Forum Natur, der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter, der Bundesverband für landwirtschaftliche Wildtierhaltung, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer, der Bundesverband Rind und Schwein, der Deutsche Jagdverband, die Deutsche Reiterliche Vereinigung und die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände.