Prof. Wilhelm Windisch, der ehemalige Lehrstuhlinhaber für Tierernährung an der Technischen Universität München, hat erneut seine Bedenken gegen die gängige Darstellung der Tierhaltung als bedeutenden Klimasünder geäußert. Während der Fachtagung „Transformation gestalten – Landwirtschaft im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Planungssicherheit“ am 2. Oktober unterstrich er, dass die häufige Betitelung von Kühen als Klimakiller irreführend sei und zu unangemessenen politischen Maßnahmen führe.
Nach Windischs Einschätzung ist der vollständige Verzicht auf Fleisch kein zielführender Ansatz, um die Treibhausgasemissionen der Tierhaltung zu senken. Er spricht sich stattdessen für eine Anpassung der Nutztierhaltung an und betont die Bedeutung der Viehwirtschaft, die vorrangig auf Grünland betrieben werden sollte. Dies fördere nicht nur die Biodiversität und den Hochwasserschutz, sondern stelle auch keine Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln dar.
Der Wissenschaftler schlägt vor, in Zukunft vermehrt Biomasse, die nicht für die menschliche Ernährung geeignet ist, als Tierfutter zu nutzen. Dazu zählen beispielsweise Kleie, die bei der Getreideverarbeitung anfällt, oder Trockenschnitzel, die als Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Rüben gewonnen werden. Diese Reststoffe effizient in der Tierernährung einzusetzen, sei sinnvoller als ihre Verwendung in Biogasanlagen, argumentiert Windisch.
Er fordert eine Kreislaufwirtschaft, die eine umfassende Betrachtung der Biomasseströme ermöglicht, und plädiert für eine Begrenzung der Leistung von Nutztieren auf das durch das vorhandene Futter mögliche Maß. Der Verzicht auf importierte Futtermittel sollte dabei ein zentraler Aspekt sein. Windischs Vorschläge zielen darauf ab, die Tierhaltung nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig die negativen Umwelteinflüsse dieser Wirtschaftsform zu minimieren.