Cem Özdemir, der derzeitige Bundesagrarminister, hat seine Absicht bekundet, im Jahr 2026 als Ministerpräsident in Baden-Württemberg zu kandidieren. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erläuterte er seine Beweggründe und reflektierte über seine Amtszeit als Landwirtschaftsminister.
Özdemir zog eine positive Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit in Berlin. Er betonte, dass er signifikant mehr Bürokratie abgebaut habe als die CDU/CSU in ihren 16 Jahren Regierungszeit aufgebaut hatte. Des Weiteren erklärte er, dass er die Versprechen eingehalten habe, die von der Union gemacht, jedoch nie umgesetzt wurden. „Wir haben zu viel zu schnell gewollt und Themen ins Schaufenster gestellt, die an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeigehen“, räumte Özdemir selbstkritisch ein.
Besonders am Herzen liegt ihm der Ausgleich zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz. Von Beginn seiner Amtszeit an war es ihm wichtig, eine Balance zwischen Naturschutz, Tierschutz und den Bedürfnissen der Landwirte zu finden. „Am Ende ist es den einen dann zu viel, den anderen zu wenig. Das gehört zum Kompromiss dazu“, so Özdemir.
Er äußerte auch den Wunsch nach einer verbesserten Zusammenarbeit innerhalb der Koalition und betonte die Bedeutung der Errungenschaften im Bereich der erneuerbaren Energien. „Wir sollten aufhören, uns das Schwarze nicht unter den Fingernägeln zu gönnen. Sondern lieber darüber reden, dass wir's geschafft haben, heute einen Rekordausbau bei den erneuerbaren Energien zu haben – im ersten Halbjahr 2024 gut 60 Prozent des Stroms in Deutschland aus Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse.“
Trotz seiner geplanten Kandidatur als Ministerpräsident versicherte Özdemir, dass er sein Amt als Bundesminister bis zum Ende der Legislaturperiode mit vollem Einsatz weiterführen werde. Er betonte, dass es für ihn keine Überschneidungen zwischen seiner Rolle auf Bundesebene und den neuen politischen Ambitionen auf Landesebene gebe. Er plane, sein Amt in Berlin bis zum letzten Tag leidenschaftlich auszuüben.