Christophe Hansen hat die Anhörung vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments erfolgreich abgeschlossen und wird künftig als EU-Agrarkommissar tätig sein. In einer vertraulichen Abstimmung am späten Montagabend (4.11.) stimmte die Mehrheit der Agrarkoordinatoren für den 42-jährigen Luxemburger. Vertretern zufolge fand Hansen Unterstützung bei der Europäischen Volkspartei (EVP), der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D), den Europäischen Konservativen und Reformern (EKR), der liberalen Renew Europe (RE) und den Grünen/EFA. Widerstand kam hingegen von den rechtspopulistischen Patrioten für Europa (PfE), der rechtsradikalen Europa Souveräner Nationen (ESN) sowie den Linken. Eine offizielle Bestätigung der Wahl steht allerdings noch aus.
Die Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments, bestehend aus Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und den Fraktionsvorsitzenden, wird nach Abschluss der Anhörungen am 12. November über die Empfehlung der Ausschussvorsitzenden entscheiden. Eine endgültige Abstimmung über das neue Kommissarskollegium könnte Ende November erfolgen. Damit wäre der Weg für die zweite Kommission von Präsidentin Ursula von der Leyen frei, die dann am 1. Dezember ihre Arbeit aufnehmen könnte.
Christophe Hansen selbst betonte wiederholt, dass er ein „Agrarkommissar mit Gummistiefeln“ sein werde. Für ihn sei es wichtig, die Landwirtschaft vor Ort zu erleben und sich ein direktes Bild zu machen. Er kündigte an, in den ersten Tagen seines Amts eine Initiative zur besseren Unterstützung junger Landwirte zu starten. Zudem strebt er eine rasche Überarbeitung der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) an. Hansen will insbesondere landwirtschaftlichen Kooperativen die Arbeit erleichtern und den Landwirten in der Wertschöpfungskette mehr Einfluss verschaffen. Zu seinen Zielen gehört es, unlautere Handelspraktiken stärker zu regulieren und die Empfehlungen des Strategischen Dialogs (SD) in seine langfristige Agrarstrategie zu integrieren.
In Bezug auf das kommende Agrarbudget im Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) nach 2027 machte Hansen deutlich, dass er sich für eine stabile Finanzierung einsetzen werde. Ihm ist bewusst, dass im neuen Kollegium der EU-Kommission möglicherweise andere politische Schwerpunkte gesetzt werden. Sein Ziel sei es, das derzeitige Agrarbudget zumindest zu erhalten.
Hansen unterstützt zudem neue Einkommensmöglichkeiten für die Landwirte, wie etwa das Carbon Farming, und möchte verstärkte Anreize für Umwelt- und Klimaschutz schaffen. Er betonte, dass die Einkommenseffekte der Eco-Schemes verbessert werden müssten, und sprach sich klar für weniger Bürokratie und eine Entlastung der Landwirte von unnötigen Regelungen aus.
Beim Thema Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten hob Hansen die Bedeutung der EU-Agrarexporte und den Schutz geografischer Herkunftsbezeichnungen hervor. Gleichzeitig sieht er jedoch Nachbesserungsbedarf, besonders im Bereich des Hormonfleischs.
Offen zeigte sich Hansen auch hinsichtlich eines möglichen EU-Beitritts der Ukraine. Ein solcher Schritt könnte die geostrategische Rolle der EU stärken und die Nahrungsmittelversorgung sichern. Besonders im Hinblick auf pflanzliche Proteinquellen könnte die Ukraine eine wichtige Rolle in der europäischen Agrarversorgung übernehmen.