Am frühen Samstagmorgen wurden die Gaszufuhren von Gazprom an den österreichischen Energieversorger OMV abrupt eingestellt. Laut einer Mitteilung der österreichischen Energieregulierungsbehörde E-Control erfolgte der Stopp um 6 Uhr Ortszeit. Auslöser hierfür war ein Schiedsurteil gegen OMV, nachdem Gazprom die ausbleibenden Zahlungen moniert hatte. In Reaktion darauf versuchte OMV, einen Schadensersatz von 230 Millionen Euro geltend zu machen, indem es ausstehende Rechnungen gegen die Lieferungen verrechnete und dadurch Zahlungen partiell aussetzte.
Diese Entwicklung führte bereits am Vortag zu einem sprunghaften Anstieg der europäischen Erdgaspreise, die ihren höchsten Stand seit November des Vorjahres erreichten. Eustream, der Betreiber des Übertragungsnetzes, verzeichnete, dass die Gasströme von der Slowakei nach Österreich etwa 16 % unter dem Monatsdurchschnitt lagen.
Russland, das einst als größter Einzellieferant von Erdgas nach Europa galt, hat aufgrund des anhaltenden Konflikts in der Ukraine nahezu alle seine europäischen Abnehmer verloren. Die Marktanteile wanderten überwiegend zu Lieferanten wie Norwegen, den Vereinigten Staaten und Katar. Die Urengoi-Pomary-Uzhgorod-Pipeline, die letzte bedeutende russische Erdgasroute nach Europa, die über die Ukraine verläuft, soll gegen Ende des Jahres stillgelegt werden. Ohne die Lieferungen nach Österreich würden die verbliebenen russischen Gasexporte nur noch Ungarn und die Slowakei erreichen.
Im Jahr 2023 transportierte Russland rund 15 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Ukraine, was ungefähr 8 % des Höchstvolumens russischer Gaslieferungen nach Europa ausmacht. Diese Situation führt zu zunehmenden Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Erdgasversorgung Europas, die durch das sich wandelnde Marktgefüge und die geopolitischen Spannungen in der Region verstärkt werden.