Im deutschen Schlachtschweinemarkt zeichnen sich bedeutende Veränderungen ab. Vor allem der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) richtet seinen Fokus verstärkt auf Produkte, die das Siegel 5xD tragen, welches eine durchgängig deutsche Herkunft vom Ferkel bis zum Fleischprodukt garantiert. Dieser Trend hat nun auch direkte Auswirkungen auf die Preisgestaltung für Schlachttiere, insbesondere solche, die im Rahmen der Initiative Tierwohl (ITW) gehandelt werden.
Ab dem 1. Januar 2025 wird Tönnies, Marktführer in der Fleischindustrie, einen Abschlag von 2 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht für ITW-Schlachtschweine einführen, die nicht in Deutschland geboren wurden. Diese Maßnahme wurde kürzlich den Zulieferern des Unternehmens aus Rheda-Wiedenbrück mitgeteilt und soll bundesweit Anwendung finden. Ab April 2025 gelten zudem neue, höhere Preisempfehlungen von 6,50 € bzw. 7,50 € für ITW-Mäster, die deutsche Ferkel verwenden. Betriebe, die auf ausländische Ferkel setzen, werden es unter den verschärften ITW-Anforderungen schwerer haben, vergleichbare Boni zu erzielen.
Dr. Robert Elmerhaus, Einkäufer bei Tönnies, erklärt, dass die stärkere Nachfrage nach ITW-Produkten deutscher Herkunft sowohl von Seiten des Handels als auch der Verbraucher eine Anpassung der Einkaufsstrategie notwendig macht. Das Unternehmen möchte die Weiterentwicklung der ITW unterstützen und sieht die Initiative als Erfolgsmodell an. Die Bevorzugung deutscher Geburt bei ITW-Schweinen ist jedoch kein Einzelfall. Schon früher hat Danish Crown ähnliche Maßnahmen am Standort Essen/Oldenburg eingeführt, und das mittelständische Schlachtunternehmen Wernke aus Cloppenburg plant ab Januar 2025, den ITW-Zuschlag für nicht in Deutschland geborene ITW-Schweine ganz zu streichen.
Der deutsche LEH hat angekündigt, Fleischwaren aus deutscher Herkunft bevorzugt zu listen, um die heimische Landwirtschaft zu stärken. Branchenkenner gehen davon aus, dass nur etwa 20 % der ITW-Schweine, die nicht in Deutschland geboren wurden, als ITW-Fleisch zu einem höheren Preis vermarktet werden können. Diese Entwicklung bietet deutsche Schweinehalter in eine vorteilhafte Position auf dem heimischen Markt, während Mäster mit ausländischen Tieren vor neuen Herausforderungen stehen. Sollten diese keinen gesicherten Zuschlag für die ITW mehr erhalten, könnte dies dazu führen, dass einige aus der Initiative aussteigen oder sich verstärkt um deutsche Ferkel bemühen, um weiterhin den vollen ITW-Bonus zu erhalten.