Die jüngsten Äußerungen des ehemaligen US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. haben international Besorgnis erregt. Er plädiert dafür, die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 nicht zu bekämpfen, um immunisierte Vögel innerhalb der Bestände herausfiltern zu können. Dieser Vorschlag, den Kennedy in mehreren Medieninterviews, darunter auf Fox News, äußerte, sieht vor, dass Landwirte das Virus bewusst in ihren Beständen zirkulieren lassen, um resistente Vögel zu erkennen.
Diese Idee, die auch von der aktuellen US-Agrarministerin Brooke Rollins unterstützt zu werden scheint, wird bereits von einigen Landwirten in Betracht gezogen, die an einem Pilotprojekt teilnehmen möchten. Dazu müsste ein kontrollierter Bereich um die betroffenen Höfe eingerichtet werden, um die Möglichkeiten einer Immunitätsentwicklung zu untersuchen.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft steht diesem Ansatz äußerst kritisch gegenüber. Veterinärmediziner warnen vor den Gefahren einer solchen Strategie, da das ungehinderte Wüten des Virus in Geflügelbeständen verheerende wirtschaftliche und gesundheitliche Folgen haben könnte. Seit Anfang 2022 wurden in den USA über 1.600 Ausbrüche registriert, bei denen mehr als 166 Millionen Geflügel betroffen waren.
Das Risiko besteht darin, dass jede neue Infektion dem Virus H5N1 die Gelegenheit bietet, sich weiter zu entwickeln und potenziell gefährlichere Stämme zu bilden. Sollte das Virus unter Millionen von Vögeln frei zirkulieren können, würde dies nicht nur das Risiko einer schnellen Mutation erhöhen, sondern auch die Möglichkeit einer Übertragung auf Menschen verstärken.
Die vorgeschlagene Strategie würde auch strenge Tierschutzstandards missachten und könnte zu einer ausgedehnten Tierschutzkrise führen. Zudem würden betroffene Landwirte, die ihre Bestände keulen müssen, vor enormen finanziellen und logistischen Herausforderungen stehen, um ihre Betriebe zu reinigen und erneut zu bestücken.
Die Idee, dass einige Vögel von Natur aus immun gegen die Vogelgrippe sein könnten, wird von Experten weitgehend als Irrtum angesehen. Selbst wenn einzelne Vögel eine Infektion überstehen, würde dies nicht garantieren, dass sie gegen zukünftige oder veränderte Stämme des Virus immun sind. Überdies könnten ungehinderte Virusausbrüche zu internationalen Handelsembargos führen, die die US-Geflügelindustrie schwer treffen würden.
Insgesamt wird diese Strategie als hochriskant und potenziell katastrophal bewertet, sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus gesundheitlicher Sicht. Es ist entscheidend, dass solche Vorschläge sorgfältig geprüft und durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt werden, bevor sie umgesetzt werden.