Die anhaltende Verschiebung politischer Entscheidungen setzt die Biogasbranche in Deutschland zunehmend unter Druck. Sowohl der Fachverband Biogas als auch Verbände und Politiker aus Bayern warnen, dass viele Biogasanlagen ohne klare Perspektiven vor dem Aus stehen könnten. In Berlin wächst der Druck, dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um die Zukunft dieser Anlagen zu sichern.
Christoph Spurk, stellvertretender Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. und Geschäftsführer des Anlagenherstellers „Ökobit“, kritisierte auf der Vorpressekonferenz der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) zur Messe EnergyDecentral, dass über 10.000 Biogasanlagen eine ungewisse Zukunft haben, da politische Entscheidungen immer wieder vertagt werden. Diese Untätigkeit habe dazu geführt, dass die Ausschreibungen für die Verstromung von Biogas überzeichnet seien. Spurk betonte, dass Biogasanlagen durch einfache Umrüstungen flexible Kraftwerke werden könnten, die zur Absicherung von Stromversorgungslücken, sogenannten Dunkelflauten, und bei Engpässen bei erneuerbaren Energien beitragen könnten.
Auch im Bereich der Biomethaneinspeisung herrscht große Unsicherheit. Der schnelle Preisverfall der THG-Quoten, bedingt durch Betrug bei Importen aus China und unzureichende staatliche Kontrollen, hat viele geplante Biomethanprojekte zum Stillstand gebracht. Obwohl die Nachfrage nach Biomethan vorhanden ist, hat diese Verunsicherung den deutschen Markt stark beeinträchtigt und die positiven Entwicklungen im letzten Jahr, wie die Einführung von Biomethan und Bio-LNG im Kraftstoffsektor, gebremst.
Während andere europäische Länder wie Dänemark, Spanien und Italien verstärkt auf Biogas und Biomethan setzen, bleibt Deutschland bei dieser Entwicklung weitgehend zurück. Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger fordert daher die Bundesregierung auf, dem Stillstand in der Branche nicht länger tatenlos zuzusehen. Er drängt auf eine Anhebung des Ausschreibungsvolumens für die Biomasseförderung auf mindestens 1.200 Megawatt pro Jahr, um die Zukunft der Biogasbranche zu sichern. Aiwanger betonte die Bedeutung von Biogasanlagen, insbesondere aufgrund ihrer Flexibilität bei der Strom- und Wärmeerzeugung in Zeiten von Stromschwankungen und Dunkelflauten.
In einem Schreiben wies Aiwanger darauf hin, dass ein ausreichendes Ausschreibungsvolumen für Biomasseanlagen notwendig sei, um die Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien zu sichern. Eine Potenzialstudie für Bayern zeigt, dass es ohne den verstärkten Einsatz von Biomasse aus Nahrungs- und Futtermitteln ein enormes Potenzial für die Nutzung von Methan gibt. Besonders wichtig sei dabei auch die Einführung eines Klimazuschlags für den Einsatz von Gülle als Reststoff, um den Klimaschutz und ökologische Maßnahmen zu fördern, vor allem vor dem Hintergrund einer möglichen Verringerung der Tierhaltung.
Die Betreiber von Bioenergieanlagen benötigen jetzt klare Signale, um die wirtschaftliche Stabilität und die steuerlichen Einnahmen in ländlichen Regionen zu stärken. Ein kürzlich veröffentlichtes Positionspapier mehrerer Verbände fordert daher Planungssicherheit, eine angemessene Förderung und den Erhalt der Strom- und Wärmeerzeugung aus Bioenergie. Diese Energieform bleibt essenziell für die ländlichen Räume und trägt sowohl zur Klimawirksamkeit als auch zur ökologischen Nachhaltigkeit bei.
Das Bayerische Landwirtschaftsministerium hat gemeinsam mit verschiedenen Verbänden ein weiteres Positionspapier erstellt, das die Bedeutung der Bioenergie für den ländlichen Raum betont. Es werden Maßnahmen vorgeschlagen, die den Weiterbetrieb von Biogasanlagen sichern und Effizienzsteigerungen fördern sollen, um die Zukunft der Biogasbranche langfristig zu sichern.