Die Erdgaspreise in Deutschland haben ein neues Jahreshoch erreicht, sowohl im Großhandel als auch für Endverbraucher. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die sogenannte Dunkelflaute, eine Periode sehr geringer Windenergieleistung, gepaart mit hohem Gasverbrauch zur Stromerzeugung. Zusätzlich verstärken geopolitische Sorgen, insbesondere die Befürchtungen hinsichtlich einer Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland nach Osteuropa, den Preisanstieg.
Analysten führen den starken Anstieg des Gasverbrauchs vor allem auf den Rückgang der Temperaturen und die daraus resultierende geringe Windkraftleistung zurück. Dies hat dazu geführt, dass verstärkt Gas zur Stromerzeugung genutzt wird. Aktuell liegt der europäische Gaspreis bei 46,3 Euro pro Megawattstunde, der höchste Stand seit November 2023. Meteorologische Dienste prognostizieren weiterhin niedrige Temperaturen bis Ende Dezember, was den Verbrauch zusätzlich hochhalten dürfte.
Die europäischen Gasspeicher sind derzeit zu etwa 93 Prozent gefüllt, dennoch wird bereits Gas entnommen, um den aktuellen Bedarf zu decken. Die Nachfrage nach gasbetriebenem Strom hat in den letzten Tagen signifikant zugenommen, bedingt durch die Dunkelflaute und die zusätzlichen geopolitischen Unsicherheiten. Ein weiterer Faktor für die Preissteigerungen ist das mögliche Ende des Gastransitabkommens zwischen Russland und der Ukraine, das die Großhandelspreise zusätzlich in die Höhe treibt.
Die österreichische Gashandelsgesellschaft OMV äußert ebenfalls Bedenken hinsichtlich möglicher Unterbrechungen der russischen Pipeline-Gaslieferungen. Trotz dieser Risiken waren die Gaslieferungen aus Norwegen sowie die LNG-Importe zuletzt relativ stabil. Die slowakische SPP hat Maßnahmen ergriffen, um ihre Versorgung zu sichern, einschließlich eines Pilotabkommens mit der aserbaidschanischen SOCAR für den Fall, dass der ukrainische Transit wegfällt.
Für die deutschen Verbraucher haben sich die Gaspreise deutlich erhöht. Am 15. November lagen die Preise für Neukunden bei 9,0 Cent pro Kilowattstunde, was dem bisherigen Jahreshoch von Ende September entspricht. Noch Ende März fielen die Preise kurzzeitig auf unter 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Seitdem sind die Verbraucherpreise um fast 40 Prozent gestiegen.
Die Bundesnetzagentur berichtete letzte Woche von einer niedrigen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, während der Großteil des Stroms aus konventionellen Quellen stammte. Gas trug etwa 25 Prozent zur Gesamtstromerzeugung bei, im Vergleich zu knapp 10 Prozent aus Windenergie. Erneuerbare Energien decken damit nur ein Viertel des Gesamtstrombedarfs in Deutschland. Diese Situation spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen Deutschland im Energiemarkt steht, insbesondere angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und der klimatischen Bedingungen.