Erneuerbare Energien spielen eine immer größere Rolle auf dem deutschen Strommarkt. Im vergangenen Monat stammten 70,7 % der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne und Wasser. Diese Entwicklung verringert den Bedarf an Erdgas, Kohle und Verschmutzungsrechten. Der Rekordzubau an Solaranlagen im letzten Jahr und die zunehmende Photovoltaik-Kapazität werden auch in den kommenden Sommermonaten die Strompreise beeinflussen.
Fallende Preise an der Spotbörse
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat die Strompreise an der Spotbörse deutlich gesenkt. Im April erzielten Photovoltaikanlagen einen Durchschnittspreis von 3,795 Cent pro Kilowattstunde. Dies entspricht einem Rückgang von 24 % im Vergleich zum Vormonat und 50 % seit Jahresbeginn. Auch die Preise für Windenergie sind gefallen: Windräder an Land erreichten im Schnitt 4,8 Cent pro Kilowattstunde, während Offshore-Windparks 5,288 Cent pro Kilowattstunde erzielten.
Finanzierungslücke wächst
Die gesunkenen Erlöse am Spotmarkt führen jedoch zu einer wachsenden Finanzierungslücke. Die Differenz zwischen den Markterlösen und den garantierten Einspeisevergütungen vergrößert sich, was Mehrkosten verursacht. Diese Mehrkosten müssen über den Klima- und Transformationsfonds des Bundes gedeckt werden.
Negative Preise und Flexibilität
Ein neuer Trend auf dem Strommarkt sind die vermehrt auftretenden negativen Preise. Im April kam es an fünf Tagen zur Anwendung der 6h-Regel, die negative Preise bei Überproduktion regelt. Besonders auffällig waren die Ostertage, an denen die Preise trotz geringerer Nachfrage nur kurzzeitig negativ waren.
Ein extremes Beispiel für negative Preise war das Wochenende am 7. April. Eine massive Einspeisung von Solarstrom führte zu extrem negativen Preisen im Intraday-Handel. Kurz vor dem Schließen des Handelsfensters wurden Preise von bis zu -1.000 €/MWh verzeichnet. Selbst die Abregelung von Anlagen konnte diese Preisentwicklungen nicht verhindern.
Wert von Flexibilität steigt
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien macht Flexibilität auf dem Strommarkt immer wertvoller. Dies zeigt sich auch in den Preisen am Regelenergiemarkt, die im April kräftig stiegen. Anbieter von negativer Sekundärregelleistung konnten einen Anstieg von 88 % im Vergleich zum Vormonat verzeichnen. Diese Entwicklung unterstreicht, wie wichtig es ist, flexibel auf Schwankungen in der Stromerzeugung reagieren zu können.
Die Dominanz der erneuerbaren Energien auf dem deutschen Strommarkt bringt somit sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Während die Preise für erneuerbaren Strom sinken, wird die Flexibilität bei der Stromnutzung und -erzeugung immer wichtiger und wertvoller.