Die Gaspreise im Großhandel haben kürzlich einen signifikanten Rückgang erlebt. Dies ist einerseits auf die Entspannung der geopolitischen Lage im Nahen Osten und andererseits auf ungewöhnlich warmes Wetter zurückzuführen. Zusätzlich beflügeln Spekulationen über erhöhte Gaslieferungen aus Russland den Markt. Experten von Goldman Sachs prognostizieren sogar, dass die Preise sich nahezu halbieren könnten, sollte mehr russisches Gas als erwartet den Markt erreichen.
In der Vergangenheit wurde angenommen, dass die russischen Gaslieferungen nach Osteuropa und Österreich über ukrainische Pipelines mit dem Auslaufen des Transitabkommens Ende des Jahres eingestellt würden. Jedoch fielen die europäischen Erdgaspreise am Donnerstag deutlich – von über 43 Euro pro Megawattstunde auf 38 Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 13 Prozent und ist vor allem auf die reduzierten Versorgungsrisiken im Nahen Osten zurückzuführen, nachdem Angriffe auf wichtige Infrastrukturen im Iran abgewendet wurden.
Trotz der gut gefüllten Gasspeicher in Europa und milder Wetterprognosen bleibt der Markt vorsichtig, insbesondere nach kürzlichen Lieferunterbrechungen aus Norwegen und den USA. Dieser Preissturz ist der stärkste Rückgang innerhalb der letzten fast sechs Wochen.
Die Verbraucherpreise für Gas sind zuletzt stark angestiegen, im Gegensatz zu denen für Strom. Es bleibt abzuwarten, ob diese Preise parallel zu den Großhandelspreisen fallen werden. Anfang November lagen die Gaspreise für Neukunden noch knapp unter dem Jahreshöchststand von 9 Cent pro Kilowattstunde.
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden US-Wahlen wird von Händlern erwartet, dass die Preise möglicherweise weiter sinken könnten, insbesondere wenn Russland beginnt, erneut Flüssigerdgas aus der sanktionierten arktischen LNG-2-Anlage zu liefern. Analysten schätzen, dass die Preise auf unter 20 Euro pro Megawattstunde fallen könnten.
Obwohl die Gasspeicher fast voll sind, bleibt der europäische Gasmarkt aufgrund der volatilen Marktsituation und der aktuellen Wettervorhersagen fragil. Risikoprämien aufgrund des Nahostkonflikts wurden zwar zurückgenommen, jedoch bleibt die Alarmbereitschaft der Händler wegen möglicher neuer Störungen hoch. Ein weiterer milder Winter könnte dazu führen, dass die Gasspeicher in der Region nur teilweise geleert werden. Es bleibt spannend zu beobachten, ob und wie die Verbraucherpreise auf die Entwicklungen im Großhandel reagieren werden.