Im Mai 2024 wurden in Deutschland neue Rekorde bei negativen Strompreisen verzeichnet. Experten prognostizieren, dass diese Entwicklung anhalten könnte. Während Verbraucher von solchen Preisschwankungen profitieren können, stehen Stromerzeuger vor großen Herausforderungen.
Verbraucher, insbesondere Unternehmen, haben die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch in Zeiten negativer Preise zu verlagern. Dies setzt jedoch voraus, dass entsprechende technische Voraussetzungen wie flexible Stromtarife und moderne Speichertechnologien vorhanden sind.
In den letzten beiden Tagen gab es am Strommarkt erneut mehrere Stunden mit negativen Preisen. Am Mittwoch waren es sieben Stunden und am Donnerstag vier Stunden. Im gesamten Juni gab es ebenfalls zahlreiche Zeiträume mit negativen Strompreisen, auch an Werktagen. Laut der Strombörse EPEX Spot wurden im Mai vom 9. bis zum 16. Mai an acht aufeinanderfolgenden Tagen Stunden mit Preisen um null Euro oder darunter verzeichnet. Dies bestätigen auch die Daten der Bundesnetzagentur. Damit wurde der bisherige Rekord aus dem Dezember 2023, mit sechs aufeinanderfolgenden Tagen negativer Preise, gebrochen.
Diese Entwicklung ist für Stromerzeuger problematisch. Aufgrund gesetzlicher Regelungen, wie §51 EEG 2021, wird die Vergütung in Zeiten negativer Strompreise reduziert. Wenn die negativen Preise in Zukunft häufiger auftreten, könnte dies die betriebswirtschaftliche Grundlage für erneuerbare Energien gefährden. Seit dem EEG 2014 gibt es die sogenannte 6-Stunden-Regel zur Förderreduzierung bei negativen Strompreisen, die im EEG 2021 auf eine 4-Stunden-Regel verschärft wurde. Ab 2024 wird gemäß §51 Absatz 1 EEG 2023 die Marktprämie auf null reduziert, wenn der Spotmarktpreis über drei Stunden oder mehr negativ ist.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat in den letzten zehn Jahren die Anzahl negativer Strompreise stark erhöht. Im Mai 2024 gab es insgesamt 78 Stunden mit negativen Preisen, deutlich mehr als im April mit 50 Stunden. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 301 Stunden. Zudem verschiebt sich die Häufigkeit negativer Preise zunehmend auf die Mittags- und Nachmittagsstunden, was insbesondere die Photovoltaik betrifft. Diese Zeiten sind für die Solareinspeisung besonders relevant, was zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen für die Betreiber führen kann.
Eine Studie der Fraunhofer Institute IEE und ISE aus dem Dezember 2021 zeigt, dass selbst unter optimalen Bedingungen nicht genügend Flexibilität im Verbrauchs- und Speicherbereich geschaffen werden kann, um den Markt zu stabilisieren. Jährlich verbleiben 300 bis 500 Stunden mit negativen Strompreisen, was dazu führt, dass ein erheblicher Anteil des eingespeisten Stroms aus Photovoltaikanlagen keine Förderung erhält.
Verbraucher können von negativen Strompreisen profitieren, indem sie ihren Stromverbrauch in diese Zeiten verlagern. Dies ist jedoch nur möglich, wenn sie über flexible Stromtarife und entsprechende Technologien verfügen. Dynamische Stromtarife passen sich den Marktpreisen an und ermöglichen es, von niedrigen oder negativen Preisen zu profitieren. Diese Tarife erfordern jedoch die Installation von Smart-Metern, die den Stromverbrauch in Echtzeit erfassen und abrechnen können. Traditionelle Stromtarife bieten diese Flexibilität nicht und erlauben es nicht, von Preisschwankungen zu profitieren.
Auch Speichertechnologien wie Solarstromspeicher können überschüssigen Strom speichern und zu späteren Zeiten nutzen. Allerdings ist diese Lösung derzeit noch nicht im großen Maßstab erfolgreich umsetzbar. Private Stromkunden benötigen Smart-Meter und dynamische Stromtarife, um von negativen Strompreisen profitieren zu können.