Windenergie hat sich zu einem zentralen Element der Stromversorgung entwickelt. Im vergangenen Jahr haben Windkraftanlagen erstmals mehr Strom produziert als die Summe der Braun- und Steinkohlekraftwerke. Deutschlandweit sind bereits Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 61 Gigawatt installiert, und bis Ende 2024 wird eine weitere Kapazität von 69 Gigawatt hinzukommen. Die ambitionierten Pläne sehen vor, die Windkraftleistung bis 2030 jährlich um 10 Gigawatt zu erweitern.
Mit dem Ausbau der Windenergie steht die Industrie jedoch vor einer neuen Herausforderung: dem Recycling alter Anlagen. In den kommenden Jahrzehnten müssen etwa 400.000 Tonnen Rotorblätter entsorgt werden. Diese bestehen aus Verbundwerkstoffen wie glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), deren Recycling besonders schwierig ist. Während andere Bestandteile der Windkraftanlagen, wie das Fundament und die technischen Komponenten, relativ einfach wiederverwertet werden können, bilden die Rotorblätter eine erhebliche Herausforderung.
Mehrere Unternehmen haben innovative Lösungen entwickelt, um dieses Problem zu adressieren. Das dänische Unternehmen Continuum hat ein Verfahren zur Recycling von GFK-Rotorblättern entwickelt, aus denen neue Verbundplatten hergestellt werden, die unter anderem als Lärmschutzwände oder Küchenarbeitsplatten genutzt werden können. Eine Produktionsstätte wird derzeit in Dänemark errichtet, mit weiteren Plänen für Expansionen in Europa, Asien und Amerika.
In Deutschland setzt die Firma Novo-Tech auf die Verbindung von GFK aus alten Rotorblättern mit Holzfasern, um einen neuen Holzwerkstoff zu kreieren. Dieser wird unter anderem für die Herstellung von Terrassendielen verwendet, mit einer geplanten Jahreskapazität von 43.000 Tonnen.
Ein weiterer innovativer Ansatz wird von der deutschen Firma Voodin Blades verfolgt, die Rotorblätter aus laminiertem Furnierschichtholz entwickelt. Diese Holzrotorblätter bieten das Potenzial für späteres Recycling oder energetische Verwertung, was die Umweltbelastung weiter reduzieren könnte.
Trotz dieser Fortschritte gibt es im Bereich des Windrad-Recyclings noch viel Verbesserungspotenzial. Probleme wie der Einsatz von Balsaholz, das teilweise aus illegalen Rodungen stammt, werden zunehmend durch Kunststoffe und spezielle Schäume ersetzt.
Diese Entwicklungen zeigen, dass das Recycling von Windkraftanlagen, obwohl herausfordernd, dennoch einfacher zu handhaben ist als der Abbau von Atomkraftwerken, bei denen radioaktive Reststoffe ein gravierendes Entsorgungsproblem darstellen.