In Australien haben einige Landwirte begonnen, den Schritt in die Eigenständigkeit zu wagen und ihr Getreide direkt auf den Weltmarkt zu exportieren. Eine bemerkenswerte Initiative kommt von einer Familie aus Westaustralien, die in Albany ein eigenes Unternehmen für Getreideumschlag gegründet hat. Dies markiert das erste Mal, dass ein unabhängiger landwirtschaftlicher Betrieb in direkter Konkurrenz zu Cooperative Bulk Handling (CBH) tritt, dem dominierenden Getreidehändler in der Region.
Im Bundesstaat Victoria haben ebenfalls zwei Landwirte begonnen, ihren Getreideexport selbstständig per Frachtschiff zu organisieren. Besonders hervorzuheben ist die Familie Richardson, die rund 370 Kilometer südöstlich von Perth agiert. Ihr Unternehmen, Commodity Ag, hat kürzlich über 20.000 Tonnen Weizen exportiert, der auf einem 40.000 Tonnen Frachtschiff nach Surabaya, Indonesien, verschifft wurde.
Commodity Ag betont, dass es im Getreidehandel Möglichkeiten für kleinere Akteure gibt, insbesondere in Nischen, die von CBH möglicherweise vernachlässigt werden. Der Wert der Getreideexporte aus Westaustralien beläuft sich jährlich auf etwa 5,9 Milliarden Dollar und bildet damit die fünftgrößte Exportindustrie des Bundesstaates.
Die Richardson-Familie hat ihre erste Lieferung ausschließlich aus eigenem Anbau realisiert, plant jedoch, das Geschäft für andere lokale Produzenten zu öffnen. Dies schließt auch die Lieferung von Hülsenfrüchten wie Linsen oder Favabohnen ein.
Experten sind von dieser Entwicklung nicht überrascht, da Landwirte bereits zuvor den Wunsch nach mehr Autonomie im Export geäußert hatten, um hohe Kosten, die durch Zwischenhändler wie CBH entstehen, zu umgehen. Ein Branchenkenner erklärte, dass die Preispolitik von CBH, die sich am Verbraucherpreisindex orientiert, langfristig problematisch für Produzenten sein kann. Jetzt bietet sich den Bauern die Chance, ihr Getreide direkt vom Hof kostengünstig zu verschiffen und die gesamte Lieferkette vom Feld bis zum Hafen zu kontrollieren.