Verwaltung von Getreidereserven in Deutschland
Angesichts der aktuellen Diskussionen um Getreideexporte aus der Ukraine tauchen vermehrt Gerüchte auf, dass Deutschland seine staatlichen Reservelager mit kostengünstigem Getreide vom Schwarzen Meer auffüllen würde. Um Licht ins Dunkel dieser Behauptungen zu bringen, haben wir uns näher mit dem Thema befasst und Informationen direkt von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingeholt.
Staatliche Notreserven und ihre Bedeutung
Laut Auskunft der BLE existieren in Deutschland staatliche Notreserven, die einerseits aus Weizen, Roggen und Hafer für die Brotversorgung in Krisenzeiten (Bundesreserve) und andererseits aus Reis, Erbsen, Linsen sowie Kondensmilch (Zivile Notfallreserve) bestehen. Diese Vorräte sind über mehr als 150 Standorte im Bundesgebiet verteilt, wobei die Lagerung größtenteils in privaten Hallen stattfindet, die durch Ausschreibungsverfahren ermittelt werden. Genauere Angaben zu den aktuellen Lagermengen werden jedoch nicht veröffentlicht.
Verfahren und Kontrollen bei der Lagerung
Die BLE ist nicht nur für den Einkauf, sondern auch für die regelmäßige Wälzung und sorgfältige Kontrolle der nationalen Krisenvorräte zuständig. Dabei wird ausschließlich Getreide aus Deutschland und der EU berücksichtigt, was bedeutet, dass ukrainisches Getreide aktuell keinen Eingang in die staatlichen Reserven findet. Diese Entscheidung begründet sich in den strengen Anforderungen an die Qualität und Beschaffenheit der Lagerware, welche vor der Übernahme und in regelmäßigen Abständen während der Lagerung überprüft werden.
Finanzierung und Erneuerung der Reserven
Die für die Lagerhaltung notwendigen Mittel, einschließlich der Kosten für Ein- und Auslagerungen sowie für eventuelle Verwertungsverluste beim Verkauf der Ware nach Ablauf der Lagerzeit, werden durch den Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereitgestellt. Für das Jahr 2023 sind hierfür 27 Millionen Euro vorgesehen. Im Durchschnitt nach zehn Jahren werden die Bestände an Getreide, Reis und Hülsenfrüchten durch frische Ware ersetzt, um die Qualität der Reserven sicherzustellen.
Keine Getreideintervention seit 2010
Die Praxis der Getreideintervention, bei der zu niedrigen Marktpreisen Getreide angekauft wird, um landwirtschaftliche Betriebe zu unterstützen, wurde in Deutschland zuletzt 2009/2010 angewandt. Obwohl Lagerkapazitäten für Weichweizen vorgehalten werden, gab es seither keine weiteren Angebote zur Getreideintervention. Die BLE setzt stattdessen auf ein festgelegtes Ausschreibungsverfahren, um die Qualität und Verfügbarkeit der eingelagerten Waren zu gewährleisten.
Die Untersuchung zeigt, dass Deutschland aktuell keine Getreideimporte aus der Ukraine für staatliche Reserven tätigt und strenge Regeln bezüglich der Qualität und Herkunft der eingelagerten Waren anwendet. Die BLE übernimmt dabei eine zentrale Rolle in der Sicherstellung und Verwaltung dieser lebenswichtigen Ressourcen.