Die europäischen Getreideexporte zeigen auch nach dem Jahreswechsel keine Zeichen einer Belebung. Trotz sinkender Preise für Weizen aus Russland und der Ukraine ist die europäische Ware auf dem Weltmarkt weiterhin wenig konkurrenzfähig. Die Ausfuhrzahlen der EU liegen mit 12,8 Millionen Tonnen von Juli 2024 bis Ende Januar 2025 deutlich unter den 19,35 Millionen Tonnen des vorangegangenen Wirtschaftsjahres, wie Daten der EU-Kommission belegen.
Die Zurückhaltung auf den globalen Märkten ist groß, teilweise bedingt durch politische Veränderungen und Entscheidungen, die kurzfristige Auswirkungen haben können. So führten beispielsweise die reduzierten Exportsteuern für argentinischen Weizen im Januar zu nachgebenden Kursen an der Pariser Börse. Ebenfalls sorgten die Anfang Februar von den USA angekündigten Zölle gegenüber Kanada und Mexiko für zusätzliche Verunsicherung und volatilere Kurse.
Die aktuelle Kaufstrategie vieler Getreideimporteure ist vorsichtig und tendiert zu „just-in-time“-Käufen, um hohe Kosten zu vermeiden. Unbestätigte Berichte über direkte Geschäfte mit Ländern am Schwarzen Meer, die nicht öffentlich bekannt wurden, könnten ebenfalls zur aktuellen Marktschwäche beitragen.
Trotz der gedämpften Nachfrage gab es durch Ausschreibungen von Ländern wie Jordanien und Tunesien leichte Bewegungen am Markt. Diese sind jedoch nur von temporärer Natur und vermögen es nicht, einen nachhaltigen Impuls zu setzen.
Das russische Landwirtschaftsministerium prognostiziert für das Wirtschaftsjahr 2024/25 Getreideexporte in Höhe von 57 Millionen Tonnen, von denen bis Ende Januar bereits 37 Millionen Tonnen gehandelt wurden. Diese Zahlen liegen unter den 72 Millionen Tonnen des Vorjahres und könnten europäischen Landwirten Spielraum für verbesserte Preise bieten.
Auf dem deutschen Inlandsmarkt zeigt sich ein leicht erhöhtes Aktivitätsniveau. Die Abgabebereitschaft der Landwirte hat zugenommen, und auch die Nachfrage bei Mühlen und Kraftfutterwerken ist gestiegen. Besonders aktive Käufer finden sich derzeit in der Schweiz, bedingt durch die dortige Erntesituation bei Brot- und Futtergetreide.
Dennoch bleibt die allgemeine Bereitschaft zur Abgabe von Getreide verhalten, und die Preise könnten in den kommenden Wochen aufgrund der unsicheren Marktlage weiterhin Schwankungen unterliegen. Wetterbedingte Risiken wie Trockenheit oder Fröste sowie politische Entwicklungen könnten zusätzliche Preisdynamiken auslösen.