Die Europäische Union, nach China der zweitgrößte Importeur von US-Sojabohnen, steht möglicherweise vor einer Neuorientierung ihrer Einkaufspolitik. Die jüngsten Vergeltungszölle der EU auf US-Produkte könnten zu einer Verschiebung der Handelsströme führen. Die Vereinigten Staaten, die weltweit nach Brasilien als zweitgrößter Produzent von Sojabohnen gelten, exportierten in der Saison 2024/25 schätzungsweise 50 Millionen Tonnen ihrer nationalen Produktion von rund 119 Millionen Tonnen, so die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP).
China bleibt der Hauptimporteur von US-Sojabohnen, doch die EU hat bisher eine signifikante Rolle im amerikanischen Exportgeschehen gespielt. Im letzten Wirtschaftsjahr bezog die EU insgesamt 13,1 Millionen Tonnen Sojabohnen aus aller Welt, darunter 5,3 Millionen Tonnen aus den USA, was einem Marktanteil von nahezu 41 % entspricht. Die aktuelle Saison zeigt jedoch eine Verschiebung: Von den 9,6 Millionen Tonnen, die die EU bis zum 16. März 2025 importierte, stammen bereits über 53 % aus den Vereinigten Staaten.
Die Verschiebung der Handelsströme könnte sich in den kommenden Monaten weiterhin zugunsten südamerikanischer Lieferanten entwickeln, da die brasilianische Ernte erst kürzlich eingebracht wurde und daher das Angebot aus dieser Region zunehmen dürfte. Hinzu kommt, dass die EU-Kommission als Reaktion auf amerikanische Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt hat, US-Agrarprodukte, einschließlich Sojabohnen, mit einem Strafzoll von 25 % zu belegen, der Mitte April wirksam werden könnte.
Infolge dieser Maßnahmen könnten EU-Importeure verstärkt auf Alternativen aus Südamerika und möglicherweise auch aus der Ukraine zurückgreifen, um ihren Bedarf zu decken. Dies würde US-Sojabohnenproduzenten vor erhebliche Herausforderungen stellen, da sie einen wesentlichen Absatzmarkt einbüßen könnten. Die Situation verdeutlicht die komplexen Abhängigkeiten und dynamischen Veränderungen im globalen Agrarhandel, die durch politische Entscheidungen schnell beeinflusst werden können.