Anfang 2025 sind die Erzeugerpreise für Rinder zweistellig nach oben gegangen. Bullen liegen fast auf dem Niveau des Rekordstands von Mai 2022, und bei Kühen zeigt sich ein ähnlich ausgeprägter Anstieg. Marktbeobachter führen diese Entwicklung auf das begrenzte Angebot zurück, das sich aus weiter schrumpfenden Beständen ergibt.
Aktuell meldet die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) in ihrem Bericht vom 06. Januar, dass die Auszahlungssätze für Schlachtbullen und -kühe zum Jahresstart um 10 Cent je Kilogramm Schlachtgewicht gestiegen sind. Sie weisen darauf hin, dass es zum Beginn der ersten Januarwoche nicht genügend Tiere gibt, um die Nachfrage der Schlachtunternehmen zu bedienen. Auch in der zweiten Kalenderwoche soll sich der Preisschub weiter verstärken.
Für schwarzbunte Jungbullen der Handelsklasse R3 zahlten die Schlachtbetriebe nach Angaben der VEZG zuletzt 5,90 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht und für Fleischrassen 5,95 Euro. Diese Werte liegen um 10 Cent über der Vorwoche und fast auf dem Höchststand von Mai 2022. Jungbullen der Klasse O3 standen für schwarzbunte Tiere bei 5,77 Euro, während Spitzentiere der Klasse U3 bei 6,00 Euro lagen. Färsen erzielten in R3-Qualität 5,23 Euro je Kilogramm, was ebenfalls an den Wert aus Mai 2022 heranreicht. Für O3-Färsen wurden 4,60 Euro je Kilogramm notiert.
Weitere Zahlen zeigen, dass auch Kühe zuletzt stark zugelegt haben. Schlachtunternehmen zahlten im Bundesdurchschnitt für R3-Kühe 4,85 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht, was 10 Cent mehr als in der Vorwoche bedeutet und an den Maiwert von 2022 heranreicht. Für O3-Kühe lag der Satz bei 4,80 Euro, und P2-Kühe erhielten 3,96 Euro.
Marktexperten berichten, dass die gestiegenen Erlöse die anhaltende Unrentabilität im Rindfleischbereich nicht kompensieren können. Hohe Energiepreise, steigende Produktionskosten und ein Mangel an Arbeitskräften belasten viele Betriebe. Zusätzliche Vorgaben, zum Beispiel aus der Veterinärmedizingesetzgebung oder der neuen EU-Tierschutzgesetzgebung, erhöhen den Druck. Außerdem führen einige große Handelsketten eine freiwillige Kennzeichnung mit fünf Stufen ein, die seit Juli 2024 gilt. Damit verbunden seien laut Branchenkennern kostspielige Umstellungen, die mehrere Landwirtinnen und Landwirte dazu bewegen, die Rinderhaltung aufzugeben. Dies verstärkt die Angebotsknappheit zusätzlich.
In diesem Zusammenhang weist das Statistische Bundesamt darauf hin, dass die Rinderzahlen in Deutschland und in weiteren EU-Ländern im Jahr 2024 weiter abgenommen haben. Zum Stichtag 3. November 2024 standen hierzulande nur noch 10,5 Millionen Rinder, darunter 3,6 Millionen Milchkühe. Diese Zahl liegt 1,6 Prozent beziehungsweise 165.500 Tiere unter dem Wert vom 3. Mai 2024, und seit November 2023 beträgt das Minus 3,5 Prozent (374.900 Tiere). Im Vergleich zu 2014 fehlen sogar 2,3 Millionen Rinder, was einem Rückgang von 17,9 Prozent entspricht.
Der Preissprung für Rindfleisch in Deutschland und anderen EU-Mitgliedsländern spiegelt das immer knappere Angebot im Binnenmarkt wider. Weniger Produktion, geringere Einfuhren und spürbar wachsende Exporte sind weitere Gründe für diese Lage. Hinzu kommen Meldungen über das Blauzungenvirus (Typ BTV-3) in Nordfrankreich, den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Dänemark, das in einigen Regionen zu zusätzlichen Einschränkungen führt.