Viele Landwirte stehen angesichts der mäßigen Ernteerträge und enttäuschenden Getreidepreise vor der schwierigen Entscheidung, ob sich der Kauf von Stickstoffdünger derzeit lohnt. Mit Beginn des Junis sind die Preise für stickstoffhaltige Düngemittel wie Harnstoff, Kalkammonsalpeter (KAS) oder Ammoniumhydroxidlösung (AHL) erheblich gestiegen, in einigen Fällen um bis zu 30 Euro pro Tonne, was die Kaufentscheidungen vieler Landwirte erheblich verlangsamt hat.
Gegen Ende Juli kam der Markt nahezu zum Erliegen. Diese Entwicklung führt dazu, dass viele Landwirte mit dem Einkauf für die nächste Saison zögern, da die aktuellen Düngerpreise nicht mit den Ertragserwartungen für 2024 übereinstimmen. Einige Landwirte fragen sich, ob die Preise zu einem ungünstigen Zeitpunkt gestiegen sind, gerade wenn der Markt eher entspannt sein sollte.
Die Preisanstiege sind teilweise auf globale Unsicherheiten zurückzuführen, wie zum Beispiel die Produktionssituation in Ägypten. Auch die Preise für KAS haben sich dem Trend bei Harnstoff angeschlossen. Obwohl in den letzten Wochen die Durchsetzung höherer Preise schwierig war, konnten ausländische Anbieter mit günstigeren Angeboten immer wieder die Preisforderungen inländischer Anbieter unterbieten.
Zu Beginn des Augusts zeigen sich die Düngerpreise unbeständig. Die Entwicklung der Gaspreise, die eine wichtige Rolle spielen, bleibt abzuwarten. Einige Marktbeobachter rechnen mit stabilen Energiepreisen bis Jahresende, andere prognostizieren mögliche Preissenkungen. Doch gerade in Krisenzeiten sind die Gaspreise besonders volatil, und mit Beginn der Heizperiode im Herbst ist nicht zwingend mit fallenden Preisen zu rechnen.
Einige Landwirte haben bereits Ende Mai oder Anfang Juni von den niedrigeren N-Düngerpreisen profitiert und sich Vorräte für die gesamte kommende Saison gesichert. In Deutschland liegt die Versorgungsrate mit Dünger für das Wirtschaftsjahr 2024/25 jedoch nur bei etwa 20 bis 25 Prozent. Die Preisanforderungen für Düngemittel haben zuletzt leicht nachgelassen: Für KAS frei Hof wurden Preise um 295 Euro pro Tonne genannt, während Harnstoff mit Ureaseinhibitor in der Regel um 455 Euro pro Tonne ab Lager und 435 Euro pro Tonne frei Hof kostet. Ammoniumsulfatsalz (ASS) war knapp und wurde zu 330 Euro pro Tonne frei Hof angeboten, und für ebenfalls knappes Natriumhydrogensulfat (SSA) lagen die Preise bei 257 Euro pro Tonne frei Hof. Auch die Verfügbarkeit von Phosphat ist gering, bedingt durch fehlende Exporte aus China.
Angesichts der unsicheren Preisentwicklung in den nächsten Wochen, die eher auf stabile bis steigende Preise hindeutet, empfiehlt es sich, trotz der relativ hohen N-Düngerpreise zumindest Teilmengen für die kommende Saison zu bestellen. Dies kann idealerweise mit dem Verkauf von Getreide oder Raps kombiniert werden, um das finanzielle Risiko zu streuen und möglicherweise günstigere Konditionen auszuhandeln.