Der Markt für Rindfleisch der Haltungsform 3 (HF3) befindet sich in einer dynamischen Wachstumsphase, doch könnte er nach Meinung von Johannes Steinhoff, Vorstandsmitglied der Westfleisch und Verantwortlicher für die Rindsparte, noch schneller expandieren. Steinhoff äußert die Vermutung, dass etwa 10 % der als QM++ zertifizierten Schlachtkühe nicht den HF3-Zuschlag erhalten, obwohl sie die Kriterien erfüllen. Diese Tiere würden dann ohne den entsprechenden Preiszuschlag als normale Tiere verkauft.
Dieses Vorgehen führt zu finanziellen Einbußen für die Milchviehhalter, die auf einen Zusatzverdienst von circa 50 Euro pro Kuh verzichten, was sich aus dem aktuellen Zuschlag von 15 Cent pro Kilogramm ergibt. Für Westfleisch stellt diese Situation ebenfalls eine Herausforderung dar, da die starke Nachfrage nach HF3-Rindfleisch derzeit nicht vollständig gedeckt werden kann. Steinhoff betont: „Wir brauchen jedes Tier.“
Auch für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist diese Situation problematisch, da er ein erhebliches Marktpotenzial für HF3-Ware sieht und eine schnellere Umstellung auf höhere Haltungsformen anstrebt. Steinhoff führt aus, dass vielen Rinderhaltern das System der Zuschläge möglicherweise nicht hinreichend bekannt ist, was zu ungenutzten finanziellen Möglichkeiten führt. Zusätzlich erschwert eine verzögerte Dokumentationsbereitstellung seitens der Molkereien den Prozess, da die Schlachtunternehmen zwingend auf diese Daten angewiesen sind.
Der Trend im Lebensmitteleinzelhandel zeigt ein klares Bild: Die Nachfrage nach HF3-Rindfleisch steigt kontinuierlich. Branchenkenner schätzen, dass bereits ein Viertel der deutschen Rinderschlachtungen bei Bullen und rund 15 % bei Schlachtkühen der Haltungsform 3 entsprechen.
In der Branche wird nun darüber diskutiert, wie die Informationslücken bei den Rinderhaltern geschlossen und die Dokumentationsprozesse bei den Molkereien beschleunigt werden können, um das Potenzial des HF3-Marktes vollständig zu nutzen und die Versorgung mit HF3-Rindfleisch zu verbessern.