Kurz vor Weihnachten verzeichnen die Rinderpreise in Deutschland und ganz Europa einen deutlichen Anstieg, bedingt durch das begrenzte Angebot. Diese Entwicklung bringt eine gewisse Erleichterung für Rinderhalter, die mit hohen Kosten, umfangreicher Bürokratie und strengen Vorschriften konfrontiert sind.
Die Preise für Schlachtrinder erreichen zum Jahresende nahezu die Spitzenwerte der Corona-Krise im Mai 2022. Insbesondere die Preise für Kühe zeigen sogar eine weiter ansteigende Tendenz. Während die Preise für Jungbullen und Schlachtfärsen gegen Ende des Jahres stabil zu bleiben scheinen, hat sich der Preisanstieg mit Beginn des Weihnachtsgeschäfts insgesamt nochmals beschleunigt. Seit August sind die Preise für Bullen um beinahe 1 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht gestiegen, was einem Niveau entspricht, das zuletzt vor fast drei Jahren erreicht wurde.
Die Preise für Schlachtkühe folgen einem ähnlichen Muster mit einem moderateren Anstieg seit August um 30 Cent je Kilogramm. Die Färsenpreise erhöhten sich um etwa 55 Cent. Auch die Preise für Nutzkälber befinden sich auf einem ungewöhnlich hohen Niveau für diese Jahreszeit, was ebenfalls auf die knappen Stückzahlen zurückzuführen ist.
Kurz vor Weihnachten berichtete die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) über den deutschen Schlachtrindermarkt, dass das Angebot knapp bleibt und der Bedarf der Schlachtunternehmen deckt. Jungbullen, Schlachtfärsen und Schlachtkühe werden über den Jahreswechsel zu stabilen Preisen gehandelt. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Süddeutschland und im Südwesten.
Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz meldet in ihrem neuesten Marktbericht, dass die stabile Preisentwicklung am Schlachtrindermarkt anhält, wobei sich die positiven Impulse nun von den Metzgereien zur Zerlegung verlagern. Dadurch stagnieren die Jungbullenpreise auf einem hohen Niveau, während die Preise für weibliche Tiere weiter ansteigen.
Trotz des aktuellen Preisanstiegs bleibt die Rentabilität in der Rindfleischbranche aufgrund hoher Energiepreise, hoher Produktionskosten und Arbeitskräftemangel angespannt. Die umfangreichen bürokratischen Anforderungen schaffen Investitionsunsicherheiten bei den Landwirten. Neue gesetzliche Bestimmungen im Bereich der Veterinärmedizin und des EU-Tierschutzes führen zu fortlaufend neuen Anforderungen, die weitere Investitionen erfordern und die Gewinnmargen belasten.
Die freiwillige fünfstufige Haltungsform-Kennzeichnung, an der sich mehrere große Einzelhändler beteiligen, sorgt für Unsicherheit unter den Rinderhaltern, wodurch viele aus der Rinderhaltung aussteigen und das Angebot weiter verknappen. Der Rinderbestand in Deutschland und anderen EU-Ländern ist im Jahr 2024 weiter geschrumpft, was auf eine zunehmende Verknappung des Rindfleischangebots auf dem EU-Markt hindeutet. Diese Entwicklung wird durch die sinkende Produktion, abnehmende Importe und steigende Exporte verstärkt. Auch Ausbrüche des Blauzungenvirus tragen zur aktuellen Knappheit bei.