Die Ukraine unternimmt verstärkte Anstrengungen, um ihre landwirtschaftlichen Produkte auf neuen Märkten anzubieten und somit zur globalen Ernährungssicherheit beizutragen. Dies erklärte der ukrainische Landwirtschaftsminister Vitaliy Koval in einem aktuellen Radiointerview. Trotz der Herausforderungen durch den russischen Angriff ist es der Ukraine gelungen, das Niveau ihrer Agrarexporte zu halten, welches mit den Werten vor dem Krieg vergleichbar ist.
Minister Koval berichtete, dass die jährlichen Deviseneinnahmen aus dem Agrarsektor auch während der Kriegsjahre konstant bei etwa 20,5 Milliarden Euro gelegen haben, eine Summe, die den Einnahmen der Jahre 2019 und 2020 entspricht. Aktuell fokussiert sich die Ukraine darauf, ihre Exportkanäle zu diversifizieren, insbesondere durch die Erschließung von Märkten in afrikanischen Ländern und Südostasien. Länder wie Malaysia, Indonesien und Bangladesch haben bereits Interesse an ukrainischen Fleisch- und Milchprodukten gezeigt.
Um auf internationalen Märkten erfolgreich zu sein, betont Koval die Notwendigkeit, Produktionskostenvorteile zu nutzen, Verarbeitungskapazitäten auszubauen und die Wertschöpfung im Land zu maximieren. Dazu gehört auch der Wiederaufbau des Veredelungssektors. Koval wies darauf hin, dass die Anzahl der Kühe in der Ukraine von etwa 28 Millionen im Jahr 1991 auf heute etwas mehr als 2 Millionen gesunken ist. Eine erfolgreiche Restrukturierung könnte die Ukraine zu einem führenden Agrar- und Milchproduzenten machen.
Trotz der Fortschritte bleibt die Situation in der Ukraine aufgrund des russischen Überfalls angespannt. Der Minister schätzt die Schäden im Agrarsektor auf etwa 75 Milliarden Euro, wobei 12 Milliarden Euro auf indirekte Schäden wie gestiegene Transportkosten durch die Blockade des Schwarzen Meeres zurückzuführen sind.
Koval äußerte auch Bedenken über Falschinformationen bezüglich ukrainischer Agrarexporte in die EU. Er stellte klar, dass der europäische Markt nicht mit Geflügelfleisch und Zucker aus der Ukraine überschwemmt werde. Für das nächste Jahr ist die Exportquote für ukrainischen Zucker in die EU auf lediglich 109.000 Tonnen festgelegt, während die EU insgesamt etwa 3 Millionen Tonnen Zucker jährlich importiert.