Aktuell herrscht große Unsicherheit auf dem Markt für Stickstoffdünger. Landwirte stehen vor der Frage, ob sie ihre Düngemittel bereits jetzt erwerben oder lieber bis zum Frühjahr warten sollten. Die Situation wird durch schwankende Energiepreise, geopolitische Entwicklungen, die politische Lage in den USA und Veränderungen der Währungskurse beeinflusst. Obwohl viele Faktoren auf die Preisgestaltung einwirken, haben sich die Preise für stickstoffhaltige Dünger in den letzten Monaten kaum verändert.
Kalkammonsalpeter (KAS) hat seit Ende Juni stabil bei etwa 300 Euro pro Tonne frei Hof notiert, zuletzt mit einer leicht steigenden Tendenz. Harnstoff mit Ureaseinhibitor wurde seit Anfang Juli bis Mitte November zu Preisen zwischen 430 und 435 Euro pro Tonne gehandelt. Im Vergleich zum Vorjahr liegen die Preise für KAS unter dem damaligen Niveau von etwa 325 Euro pro Tonne, während Harnstoffpreise auf einem ähnlichen Level wie im aktuellen Jahr bleiben.
Im Vergleich zum Kriegsbeginn in der Ukraine sind die extrem hohen Preisforderungen nicht mehr zu beobachten. Trotzdem haben die Landwirte in diesem Herbst weniger Stickstoffdünger für die Frühjahrsdüngung im Voraus gekauft als im Vorjahr. Während im vergangenen Jahr bereits 70 % des Bedarfs gedeckt waren, schwanken die aktuellen Angaben zwischen 50 und 60 %.
Viele Landwirte warteten bisher vergeblich auf sinkende Preise. Dies führte auch dazu, dass kaum Getreideverkäufe stattfanden. Erst mit dem Anstieg der Rapspreise kam Bewegung in den Markt, was möglicherweise auch den Düngerkauf beeinflusste. Es bleibt jedoch ein Restbedarf bestehen. Im Herbst stiegen die Preise für Harnstoff, da die hohe Nachfrage aus Indien das Angebot auf dem Weltmarkt verringerte. Trotz neuer Düngerproduktion in Indien wurden große Mengen zu günstigen Preisen eingekauft.
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten führte zu einem Anstieg des US-Dollars, was wiederum die Kosten für Harnstoff, der weltweit in dieser Währung gehandelt wird, erhöhte. Gleichzeitig sind die Gaspreise im Laufe des Jahres gestiegen, beeinflusst durch die Geschehnisse in der Ukraine und den USA. Eine mögliche Verknappung der Gaslieferungen aufgrund von Sanktionen ist nicht auszuschließen und würde die Herstellung von Stickstoffdüngern in Europa weiter verteuern.
Obwohl die Hoffnung auf sinkende Preise im Winter besteht, ist es wahrscheinlich, dass die Preise zumindest stabil bleiben. Logistische Probleme könnten im Frühjahr zusätzliche Schwierigkeiten bereiten, da auch der Handel zögerlich Düngemittel eingekauft hat. In jedem Fall ist von einem knappen Angebot auszugehen.