Ein Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zum Projekt „Pflanzenschutzmittel-Zulassung 2030“ offenbart, dass Deutschland in den letzten Jahren als Standort für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln an Attraktivität eingebüßt hat. Wesentliche Gründe hierfür sind die strengen regulatorischen Anforderungen und ein Personalmangel in den zuständigen Behörden.
Der Bericht hebt hervor, dass ein Mangel an Fachpersonal in den Bewertungsbehörden zu signifikanten Verzögerungen bei den Zulassungsverfahren führt. Zudem schrecken die komplexen regulatorischen Bedingungen und die Unsicherheit über den Erfolg eines Antrags viele Unternehmen davon ab, Neuzulassungen für ihre Produkte zu beantragen.
Kritik wird ebenfalls an der politischen Präferenz für die Zulassung biologischer Wirkstoffe geübt. Experten schlagen vor, solche Anträge zu priorisieren und rechtliche Anpassungen zu prüfen, um eventuelle Hindernisse zu beseitigen. Es wird empfohlen, die Zulassung von Produkten auf Naturstoffbasis nicht durch die Existenz chemisch-synthetischer Alternativen zu blockieren.
Darüber hinaus wird die finanzielle Unterstützung für die Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln auf Naturstoffbasis und mit geringem Risiko vorgeschlagen, um deren Marktpräsenz zu stärken. Die Forschung an neuen Anwendungstechnologien sollte intensiviert werden, um Risiken effektiver bewerten und managen zu können.
Ein weiteres Problem stellt die unzureichende Digitalisierung der Behörden dar, welche die Entwicklung von neuen digitalen Anwendungssystemen und -techniken im Pflanzenschutz erschwert. Die Einführung eines digitalen Etiketts erfordert aktuelle digitale Zulassungsdaten.
Es wird angeregt, Daten zu Wirkstoffwirksamkeiten zentral zu sammeln und in einem standardisierten Format bereitzustellen. Das Umweltbundesamt sollte Informationen über Mittel mit hohen Umweltrisiken bereitstellen, um die Entwicklung von Alternativen zu fördern.
Für den Ökolandbau wird empfohlen, Feldversuche zu den Nebenwirkungen von Naturstoffen durchzuführen und die Ergebnisse über das Nützlingsinfo-Portal des Julius Kühn-Instituts zugänglich zu machen.
Des Weiteren wird die Schaffung einer EU-weiten oder nationalen Rechtsgrundlage für die Nutzung digitaler Daten in der Risikobewertung und im Risikomanagement vorgeschlagen. Einheitliche Standards für die Datenerfassung auf Bundesebene sind ebenso erforderlich.
Zuletzt wird die Politik aufgefordert, die Grenz- und Schwellenwerte für Metaboliten von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen im nationalen und europäischen Recht zu harmonisieren, um konsistente Regelungen für Grundwasser, Trinkwasser sowie den Pflanzenschutz sicherzustellen.