Im Fokus der aktuellen Agrarforschung steht eine innovative Methode zur Bekämpfung der giftigen Herbstzeitlosen auf Weideflächen. Diese Pflanze, botanisch Colchicum autumnale genannt, zeigt sich im Herbst mit violetten Blüten und wird im Frühjahr durch kräftige Blätter und Samenkapseln ergänzt. Aufgrund ihrer Toxizität stellt die Herbstzeitlose, besonders auf artenreichen, unter Naturschutz stehenden oder extensiv bewirtschafteten Flächen, eine ernste Gefahr für die Tiergesundheit dar.
Ein neues, vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördertes Projekt namens SELBEWAG, koordiniert von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in Zusammenarbeit mit der Universität Ulm und Industriepartnern, zielt darauf ab, diese Pflanze selektiv und ohne chemische Mittel zu entfernen. Das entwickelte Gerät nutzt Hochdruckwasserstrahlen, um die Pflanzen direkt im Bestand zu schneiden.
Der Prozess beginnt mit einer präzisen Lokalisierung der Pflanzen. Hierzu wird im Herbst, während der Blütezeit der Herbstzeitlose, eine Drohne eingesetzt, die die betroffenen Flächen überfliegt und fotografiert. Die violetten Blüten heben sich deutlich vom umgebenden Grün ab, was die Identifikation erleichtert. Die aufgenommenen Bilder werden zu einem exakten Orthofoto zusammengesetzt, auf dem ein von der Universität Ulm entwickelter KI-basierter Detektor die genaue Position jeder Pflanze bestimmt.
Auf Basis dieser Daten wird eine Applikationskarte erstellt, die das Unkrautbekämpfungsgerät anleitet. Die tatsächliche Anwendung erfolgt im Frühjahr, da dann die Herbstzeitlosen am effektivsten bekämpft werden können. Das Gerät, angebracht an einem Traktor, aktiviert gezielt Hochdruckdüsen über den identifizierten Pflanzen und schneidet diese mit einem Wasserstrahl. Dieser Vorgang schwächt die Pflanze so stark, dass sie keine Samenkapseln mehr bilden kann.
Trotz der fortschrittlichen Technik und einer Erkennungsrate von über 90% durch das Drohnensystem, erfordert die Methode weitere Optimierungen, insbesondere bei der Echtzeiterkennung während der Frühjahrsbekämpfung. Hierbei sollen die grünen Blätter der Herbstzeitlose inmitten anderer grüner Pflanzen erkannt werden, was technisch anspruchsvoll ist.
Die bisherigen Feldversuche deuten darauf hin, dass die Behandlung im Frühjahr idealerweise zweimal durchgeführt werden sollte, um auch nachwachsende Pflanzen zu erfassen. Dies hat sich als effektiv erwiesen, den Bestand der Herbstzeitlose signifikant zu reduzieren.
Das große Interesse an diesem Verfahren, insbesondere unter Betreibern von Pferdehöfen, zeigt das Potenzial der Technologie, nicht nur die Herbstzeitlose, sondern möglicherweise auch andere Unkräuter selektiv und umweltfreundlich zu bekämpfen. Die Entwicklungsarbeit geht weiter, mit dem Ziel, eine noch breitere Anwendung in der Landwirtschaft zu ermöglichen und so einen Beitrag zum Schutz von Weidevieh und zur Erhaltung der Biodiversität zu leisten.