Eine gezielte Herbizidanwendung ist von großer Bedeutung, um Unkraut effektiv zu kontrollieren und Resistenzentwicklung vorzubeugen. Die Herausforderungen in der Unkrautbekämpfung bei Getreidekulturen wachsen, weshalb ein vielschichtiger Ansatz, bestehend aus agrartechnischen, chemischen und mechanischen Komponenten, erforderlich ist. Ziel ist es, dass das Wintergetreide in die Ruhephase ohne Unkrautbelastung eintritt, um im Frühling bestmögliche Wachstumsbedingungen vorzufinden. Angesichts dichter Unkrautpopulationen und steigender Resistenzen ist eine effektive Gräserkontrolle bis zum Jahresende unumgänglich. Fast alle landwirtschaftlichen Flächen benötigen daher eine Grundbehandlung mit Bodenherbiziden wie Flufenacet, Pendimethalin, Prosulfocarb, Chlortoluron, Flumioxazin, Diflufenican und Beflubutamid.
Der Erfolg einer solchen Behandlung hängt maßgeblich vom Timing ab. Optimalerweise sollten die Herbizide vor dem Keimen der Saaten angewendet werden. Speziell bei Problemunkräutern wie Ackerfuchsschwanz, Weidelgras und Vulpia ist eine vorbeugende Anwendung eines Flufenacet-basierten Produkts in Kombination mit einem Partner gegen dikotyle Unkräuter essentiell. Diese Anwendung sollte idealerweise zwischen ein bis vier Tage nach der Aussaat stattfinden. Windhalm lässt sich auch postemergent mit reduzierten Herbizidmengen (60 bis 70% der üblichen Ackerfuchsschwanzdosierung) erfolgreich kontrollieren, wobei die Behandlung zwischen den Wachstumsstadien BBCH 10 und 12 am wirksamsten ist. Chlortoluron zeigt sich dabei besonders effektiv gegen Windhalm sowie gegen Weidelgras und verschiedene Schwingelarten.
Eine frühzeitige Anwendung ist ratsam, um die Weizenverträglichkeit sicherzustellen. Das Monitoring der Erstbehandlung bildet die Grundlage für die Festlegung weiterer Strategien. Erreichen die Unkräuter nach der Vorbehandlung das Drei-Blatt-Stadium, ist es ratsam, Herbizide, die ACCase oder ALS hemmen, im Herbst nachzuwenden. Eine Ausnahme hierbei ist Windhalm, der bis zum BBCH-Stadium 10 bis 13 behandelt werden kann. Mit zunehmender Biomasse steigern sich auch die Entgiftungskapazitäten und die Herbizidresistenz der einkeimblättrigen Unkräuter.
Eine späte Behandlung, die sogenannte „Nikolaus-Spritzung“, sollte am Ende der Vegetationsperiode durchgeführt werden. Nicht alle Produkte sind für jede Getreideart zugelassen, und die verschiedenen Wirkstoffe erfordern spezifische Temperaturen für eine optimale Wirksamkeit. Safener in den Produkten schützen dabei das Getreide vor potenziellen Schäden. Eine späte Anwendung kann, insbesondere bei bestehenden Resistenzen, effektiver sein, da die Unkräuter die ACCase-Hemmer nicht mehr aktiv metabolisieren können.
Bei extremen Standorten mit Resistenzproblemen kann durch eine Zwischenspritzung mit einer Mischung aus CTU und Pendimethalin die Wirksamkeit des Herbizideinsatzes noch erhöht werden. Dies stellt oft die einzige Chance dar, um eine effektive Unkrautkontrolle zu gewährleisten.