Um die Effekte der verschärften Düngeregeln zu überprüfen, wurde in Deutschland ein umfassendes Monitoringprogramm eingeführt. Der aktuelle Nitratbericht 2024 zeigt jedoch, dass die Nitratwerte im Grundwasser weiterhin kritisch sind: An etwa einem Viertel der Messstellen des EU-Nitratmessnetzes überschreiten die Konzentrationen nach wie vor den Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter. Im Vergleich zum vorangegangenen Berichtszeitraum (2016 bis 2019) ist der Anteil belasteter Messstellen nur um 1 % gesunken. Das wirft die Frage auf, ob die 2020 verschärfte Düngerverordnung (DüV) bislang wirksam ist.
Zeitverzögerung erschwert Bewertung der DüV-Wirksamkeit
Die direkte Wirksamkeit der neuen Düngeregeln ist schwer kurzfristig messbar, da Nitrat oft Jahre benötigt, um durch Sickerwasser in das Grundwasser zu gelangen. Bisher stützten sich Bewertungen hauptsächlich auf agrarstatistische Daten wie Landkreis-Flächenbilanzen, Mineraldüngerverkäufe und die Entwicklung der Tierbestände. Diese Indikatoren geben zwar erste Hinweise, erfassen jedoch nicht systematisch die Umsetzung der Düngeregeln auf der Betriebs- und Schlagebene. Die EU-Kommission hatte daher bereits Kritik geäußert und ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.
Um diese Lücken zu schließen, haben die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gemeinsam mit den Bundesländern ein neues Monitoringsystem ins Leben gerufen. Das Julius Kühn-Institut (JKI) wurde beauftragt, ein umfassendes Programm zu entwickeln, um die Wirkung der Düngemaßnahmen direkt in der landwirtschaftlichen Praxis zu bewerten.
Monitoringprojekt mit Fokus auf Modellregionen
Im Rahmen des Monitorings werden 96 Betriebe in zwölf Modellregionen in einem Demonstrationsvorhaben begleitet. Dabei kommen verschiedene Messmethoden wie Stickstoff-Bilanzen, Nmin-Werte im Boden und Sickerwasseranalysen zum Einsatz, um die Nitratbelastung möglichst genau zu erfassen. Erste Ergebnisse aus den Ackerbau-Modellregionen zeigen, dass der Mineraldüngereinsatz seit 2017 deutlich reduziert werden konnte, ohne dass die Erträge darunter leiden mussten. Allerdings sind die Nmin-Werte und die Nitratkonzentrationen im Sickerwasser bislang kaum signifikant zurückgegangen.
In den sogenannten „roten Gebieten“ – Regionen mit besonders hoher Nitratbelastung – zeigen sich hingegen bereits erste positive Effekte der Maßnahmen. Dort gelten strengere Düngeregeln, die offenbar bereits zur Entlastung der Nitratwerte beitragen.
Langfristige Erwartungen und weitere Maßnahmen
Die Entwicklung der Düngeregeln in den vergangenen Jahren hat die Stickstoffeffizienz spürbar verbessert, sodass in den kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang der Nitratbelastung zu rechnen ist. Dennoch wird es notwendig sein, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere im Bereich der Fruchtfolgegestaltung und des Nacherntemanagements. Das Monitoring soll dabei helfen, die praktischen Auswirkungen der Düngeregeln auf die Nitratbelastung weiter zu untersuchen und fundierte Entscheidungen für zukünftige Regelungen zu treffen.
Dieses Projekt wird durch das BMEL finanziert und bietet erstmals eine wissenschaftlich fundierte Möglichkeit, die tatsächliche Wirkung der verschärften DüV in der landwirtschaftlichen Praxis zu bewerten.