Die aktuelle Anbausaison ist durch sehr unterschiedliche Entwicklungen geprägt, bedingt durch variierende Saatzeitpunkte und die Infiltrationsleistung der Böden nach einem besonders nassen Winter und Frühling. Diese Feuchtigkeit hat nicht nur das Wachstum des Wintergetreides beeinflusst, sondern auch die Ausbreitung von Getreidekrankheiten gefördert. Besonders betroffen sind die Gerstenbestände, die vielerorts unter einem massiven Befall mit Ramularia zusammenbrechen.
Bei Roggen und Weizen stellt Braunrost ein erhebliches Problem dar. Ob resistente Erregerstämme oder eine verminderte Wirksamkeit bekannter Fungizide verantwortlich sind, bleibt noch zu klären. Trotz mehrfacher Fungizidbehandlungen leiden Weizenbestände teilweise stark unter Braun- und Gelbrost. Zusätzlich begünstigen Herbizid-Fehlstellen und unbefahrbare Flächen die Ausbreitung von Ackerfuchsschwanz.
Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen: Landwirte, die ihre Felder rechtzeitig bestellen und gut schützen konnten, können dank der guten Wasserverfügbarkeit mit mittleren bis sehr guten Erträgen rechnen. Allerdings haben auch diese Bestände zuletzt unter einem Mangel an Sonnenstunden gelitten.
Beim Mais zeigt sich ein gemischtes Bild. Während früh gesäte Bestände von günstigen Bodentemperaturen profitieren und sich gut entwickeln, kämpfen viele später gesäte Pflanzen mit erheblichen Rückständen, die durch massiven Schneckenbefall noch verstärkt werden. Einige Landwirte haben die feuchtkühle Witterung genutzt, um Gülle mit minimalen Emissionsverlusten auszubringen, auch wenn die Bestände noch klein sind.
Die Entwicklung der Sommerungen zeigt ebenfalls starke Unterschiede. Während Lupinen von den moderaten Temperaturen und ausreichender Feuchtigkeit zur Blütezeit profitieren, haben Erbsen Schwierigkeiten, den Boden zu beschatten, bevor wärmere und trockenere Bedingungen eintreten. Begrenzte chemische Bekämpfungsmöglichkeiten gegen Unkräuter und ungünstige Bedingungen für mechanischen Pflanzenschutz haben zu einer verstärkten Verunkrautung, insbesondere mit Ackerwinde, geführt.
Die Entwicklungsunterschiede bei Zuckerrüben sind teils gravierend. Nur früh gesäte Rüben haben den Bestandsschluss erreicht, während viele Anbauer aufgrund zu feuchter Böden mit der Aussaat warten mussten – eine wahrscheinlich richtige Entscheidung. In Randlagen des Rübenanbaus sind die Pflanzen derzeit nur halb so groß wie erwartet. Damit das Wachstum der Rüben richtig in Schwung kommt, fehlt es nun an ausreichend Sonnenschein.
Auch der Kartoffelanbau hat unter den widrigen Bedingungen gelitten. Wie im Vorjahr zog sich das Pflanzen bis Anfang Juni hin. Knappes Pflanzgut führte dazu, dass größere Knollenpartien häufiger geschnitten wurden, um mehr Fläche zu bepflanzen. Verkrustete Dämme verzögerten das Auflaufen, und landesweit kämpfen gut entwickelte Bestände mit Krautfäule, die nur durch konsequente Spritzmaßnahmen eingedämmt werden konnte.
Gute Wasserverfügbarkeit ohne Staunässe hat in vielen Fällen zu robusten Beständen geführt, obwohl verspätete Düngung aufgrund schlechter Befahrbarkeit des Bodens das Ertragspotential mancher Felder beeinträchtigte. Die Ausbreitung von Phoma-Infektionen bleibt abzuwarten. Probleme gibt es insbesondere bei Beständen, die während der Blüte durch Schnee niedergedrückt wurden. Hier sind die Haupttriebe noch nicht ausgereift, was zu schwierigen Erntebedingungen führen könnte. Wie sich dies auf die Erträge auswirkt, bleibt offen.