Forscher der Universität Hohenheim haben alarmierende Daten zur Toxizität des Neonikotinoid-Insektizids Mospilan SG, das den Wirkstoff Acetamiprid enthält, veröffentlicht. Die Untersuchungen zeigen, dass dieses Insektizid für Weichwanzen, eine diverse Insektenfamilie, über 11.000-mal giftiger ist als bisherige Empfindlichkeitstests, etwa an Honigbienen, angenommen hatten.
Die Ergebnisse, die aus einer umfangreichen Studie der Stuttgarter Forschungseinrichtung hervorgingen, beleuchten die gravierenden Auswirkungen von Acetamiprid auf Nicht-Zielinsekten. Besonders Weichwanzen, die in Ökosystemen eine wesentliche Rolle spielen, sind von der Toxizität betroffen. Schon kleine Mengen des Insektizids, die durch Abdrift oder direkten Kontakt auf nicht landwirtschaftliche Flächen gelangen, haben signifikante Einbußen in deren Population zur Folge.
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass selbst in Naturschutzgebieten und anderen nicht landwirtschaftlich genutzten Arealen eine zunehmende Belastung durch Pflanzenschutzmittel zu verzeichnen ist. Im Rahmen ihrer Studie führten sie Experimente in Feldern, Gewächshäusern und Laboren durch, um die spezifischen Effekte von Acetamiprid auf Weichwanzen zu analysieren. Diese Insekten, die hauptsächlich pflanzenfressend sind und oft Gräser als Nahrungsquelle nutzen, sind für das ökologische Gleichgewicht unerlässlich, da sie unter anderem Vögeln und anderen Räubern als Nahrung dienen.
Die Studienergebnisse offenbaren eine weit stärkere Schädlichkeit des Neonikotinoids auf Weichwanzen, als es die bisherigen Zulassungskriterien widerspiegeln. Es wurden sogar Rückstände von Acetamiprid in Pflanzengeweben noch 30 Tage nach der Applikation nachgewiesen, was die langfristige Exposition und potenzielle Gefahr für Insektenpopulationen unterstreicht.
Angesichts der Verlängerung der Zulassung von Acetamiprid in der EU bis 2033 fordern die Forscher eine Überarbeitung des Risikobewertungssystems in Europa. Sie plädieren dafür, die Empfindlichkeitstests auf eine breitere Basis von Insektengruppen auszuweiten, um eine umfassendere Bewertung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln zu gewährleisten.