Die zunehmende Population der Saatkrähen stellt Landwirte vor erhebliche Herausforderungen. Während die Krähen nach dem Säen die Maiskörner fressen und erhebliche Schäden anrichten, sind die Landwirte in ihrer Handlungsfähigkeit durch strenge Artenschutzbestimmungen eingeschränkt. In einem Pilotprojekt sollen nun Vergrämungsmaßnahmen und die mögliche Bejagung einzelner Tiere getestet werden.
In Oberbayern wurden im Jahr 2023 rund 8.949 Brutpaare gezählt, ein Anstieg um 1.163 Paare gegenüber dem Vorjahr. Die Schutzmaßnahmen, die seit 1977 greifen, zeigen ihre Wirkung, jedoch zum Leidwesen der Landwirtschaft. Die nicht mehr gejagten Saatkrähen verursachen erhebliche Fraßschäden, die Landwirte wie Stefan Wild aus Hurlach stark belasten. Die Kosten für das Nachsäen belaufen sich auf etwa 100 Euro pro Hektar, eine finanzielle Belastung, die viele Betriebe hart trifft.
Landwirte versuchen durch verschiedene Maßnahmen, den Schaden zu minimieren. Dazu gehört das spätere Aussäen der Felder, wenn die Temperaturen höher sind, sowie das tiefere Einpflanzen des Maises. Auch Schreckschussapparate kommen zum Einsatz, allerdings lernen die intelligenten Vögel schnell, dass von diesen keine Gefahr ausgeht.
Politisch ist das Thema ebenfalls präsent. Der Bayerische Bauernverband (BBV) fordert seit Langem finanzielle Kompensationen für betroffene Bauern und sammelt Daten zu den Schäden. Ein Antrag Bayerns, den Schutzstatus der Saatkrähen herabzusetzen, wurde vom Bundesrat jedoch abgelehnt. Die Freien Wähler setzen sich für ein Pilotprojekt zur „letalen Entnahme“ einzelner Tiere ein, um den Landwirten Entlastung zu bieten.
Das Projekt zum Saatkrähenmanagement, das seit 2020 vom Landesamt für Umwelt (LfU) durchgeführt wird, zeigt, dass die Schäden sehr variabel sind und sich nicht verallgemeinern lassen. Die erfolgreiche Reduzierung der Schäden in der Modellregion Donauwörth von 100.000 Euro auf 7.000 Euro deutet darauf hin, dass lokal angepasste Maßnahmen Erfolg versprechend sein können.
Kritik kommt von Naturschützern, die argumentieren, dass die Probleme durch menschliche Eingriffe in den Lebensraum der Tiere entstanden sind und dass die Krähen wertvolle Schädlingsvernichter sind, wenn man sie ungestört lässt. Der Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz bleibt bestehen, während weiter nach Lösungen gesucht wird, die beide Seiten zufriedenstellen könnten.