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Pflanzenkohle im Ackerbau: Gutachten zieht gemischte Bilanz

Die Diskussionen um die Verwendung von Pflanzenkohle als Bodenverbesserer und CO2-Speicher im Ackerbau gehen weiter. Ein aktuelles Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Düngungsfragen (WBD) beleuchtet die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie und zeigt, dass trotz der vielversprechenden Ansätze noch erhebliche Unsicherheiten bestehen.

Pflanzenkohle, auch als Biokohle bekannt, wird durch die Pyrolyse von organischen Materialien wie Grünschnitt oder Holzspänen gewonnen. Der rechtliche Rahmen für die Verwendung von Pflanzenkohle auf deutschen Äckern ist strikt. Die deutsche Düngemittelverordnung (DüMV) erlaubt derzeit nur die Ausbringung von Kohle aus chemisch unbehandeltem Holz, während die EU-Düngeprodukteverordnung den Rahmen etwas weiter fasst und auch andere Ausgangsmaterialien zulässt, solange sie nicht aus Klärschlamm oder Industrieschlamm hergestellt wurden und bestimmte Schadstoffgrenzwerte nicht überschreiten.

Das Gutachten des WBD legt dar, dass die Ergebnisse zum Einsatz von Pflanzenkohle auf dem Acker sehr variabel und teilweise widersprüchlich sind. Ein klar positiver Effekt auf die konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Die aus den Tropen bekannten positiven Erfahrungen mit Biokohle lassen sich nicht direkt auf die klimatischen und bodenbedingten Verhältnisse in Deutschland übertragen. Weiterhin fehlen Daten zur Verfügbarkeit von und zur Dynamik von Schadstoffen in mit Pflanzenkohle behandelten Böden.

Der Beirat sieht jedoch das Potenzial für die Nutzung von Pflanzenkohle aus einer breiteren Palette von Ausgangsstoffen, sofern die Produkte die geltenden Schadstoffgrenzwerte einhalten. Die Pyrolyse und das Vergasen der Ausgangsstoffe könnten nicht nur nützliche Pflanzenkohle, sondern auch Gas als Energiequelle liefern. Ein weiterer Aspekt, der vom Beirat hervorgehoben wird, ist die Bedeutung organischer Materialien wie oder Erntereste als Nährstoffträger, die für die Schließung von Stoffkreisläufen in der Landwirtschaft wichtig sind.

Trotz der identifizierten Chancen unterstreicht der WBD den erheblichen Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der Langzeitwirkung von Biokohle und ihrer potenziellen Rolle im Klimaschutz. Viele der bisherigen Studien waren praxisfern und basierten auf unrealistisch hohen Kohlezugaben oder kurzen Untersuchungszeiträumen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft () fördert derzeit mehrere Forschungsvorhaben, die sich mit den Auswirkungen von Pflanzenkohle auf den Stickstoffumsatz im Boden und auf Emissionen beschäftigen.

Die Herausforderungen und das große Interesse an der zeigen, dass Pflanzenkohle ein interessantes, aber noch nicht vollständig verstandenes Instrument im Streben nach nachhaltiger Landwirtschaft und Klimaschutz darstellt. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern Pflanzenkohle effektiv in den deutschen Ackerbau integriert werden kann.

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