Die Schilfglasflügelzikade stellt für die deutschen Zuckerrübenanbauer eine erhebliche Bedrohung dar, da sie zwei ernsthafte Krankheiten – das Stolbur-Syndrom und das SBR (Syndrom der niedrigen Zuckergehalte) – überträgt. Diese Infektionen führen zu einer massiven Qualitätsminderung der Rüben und einem erheblichen Ertragsrückgang. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die von diesen Krankheiten betroffene Anbaufläche nahezu verdoppelt von 40.000 auf 75.000 Hektar.
Trotz anfänglich hoher Ertragsprognosen mussten die Erwartungen an die Zuckerproduktion drastisch nach unten korrigiert werden. Die Zuckerindustrie rechnet mit einem Rückgang des Zuckergehalts um sechs Prozent, was einer realen Reduktion von 0,7 Prozentpunkten entspricht. Infolgedessen wurde die Schätzung der Zuckerproduktion für das Jahr 2024 am 30. Oktober von ursprünglich 4.650.000 Tonnen auf etwa 4.643.702 Tonnen reduziert.
Dr. Stefan Streng, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ), hat die Schilfglasflügelzikade als eine der größten pflanzenbaulichen Herausforderungen der kommenden Jahre identifiziert. Diese Problematik beschränkt sich nicht nur auf Zuckerrüben, sondern betrifft auch andere wichtige Ackerkulturen. Angesichts der gravierenden Folgen fordert Dr. Streng dringend effektive Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Zikade.
Das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) sieht sich außerstande, alleine eine effektive Strategie zur Schädlingsbekämpfung zu entwickeln und ist daher auf die Unterstützung vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung angewiesen. Zusätzlich fordert die WVZ eine Anpassung der GLÖZ-Standards bezüglich der Mindestbodenbedeckung in den betroffenen Regionen. In Gebieten, in denen die Bakteriose auftritt, sollten Schwarzbrachen erlaubt werden, um die Nymphen der Zikade auszuhungern und somit die Population der Schilfglasflügelzikade effektiv zu reduzieren.