Die jüngsten Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur haben ein bedenkliches Bild der deutschen Wälder gezeichnet. Entgegen der oft zitierten Rolle des Waldes als Kohlenstoffsenke zeigt die Inventur, dass die Wälder nun mehr CO2 ausstoßen, als sie aufnehmen. Diese Entwicklung ist eine schlechte Nachricht für die Klimaschutzbemühungen, die auf den Wäldern lasten.
Der Wald in Deutschland, traditionell ein Ort der Sehnsucht, ein Rohstofflieferant, eine Kulisse für Freizeitaktivitäten und ein Wirtschaftsfaktor, kann nicht länger als universelle Lösung für Klimaprobleme herangezogen werden. Die aktuellen Daten der Bundeswaldinventur enthüllen, dass Wälder von einer CO2-Senke zu einer Quelle geworden sind. Seit 2017 ist der Kohlenstoffvorrat im Wald um 41,5 Millionen Tonnen gefallen, vor allem bedingt durch einen Rückgang des Holzvorrats. Derzeit stehen in den deutschen Wäldern 3,6 Milliarden Kubikmeter Holz, ein Rückgang gegenüber den 3,8 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2017.
Diese Abnahme ist vor allem auf Schäden durch Stürme, Trockenperioden und Schädlingsbefall zurückzuführen. Die Zuwachsraten des Waldes sind in den letzten Jahren um 16 Prozent gesunken und haben das Niveau von 2012 erreicht. Von den insgesamt zwei Millionen Hektar betroffener Waldfläche wurde auf 34 Prozent der Flächen auf den Holzeinschlag verzichtet, während auf 20 Prozent der Flächen abgestorbene Bäume entfernt wurden.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zeigte sich bei der Präsentation der Ergebnisse nicht zum Feiern aufgelegt. Er betonte die Notwendigkeit, dringende Maßnahmen zu ergreifen, um den Zustand der Wälder zu verbessern. Der WWF und der Nabu kritisieren, dass der notwendige Umbau der Wälder nicht schnell genug erfolge. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. argumentiert, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung und die Förderung von klimastabilen Beständen die Lösung sei.
Trotz der bedenklichen Entwicklungen gibt es auch positive Aspekte, wie die Zunahme von Totholz und der biologischen Vielfalt im Wald. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, dass die deutschen Wälder aktuell mehr CO2 freisetzen als sie binden. Um die Klimaziele der Treibhausgasneutralität zu erreichen, ist eine effektive Bewirtschaftung und der Umbau zu widerstandsfähigen Waldstrukturen unerlässlich.