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Frankreichs Bioanbauziele über Bord geworfen

In Frankreich steht der ökologische Landbau vor neuen Herausforderungen. Das Parlament hat kürzlich eine Novellierung des Gesetzes über die Ausrichtung der Landwirtschaft verabschiedet, die die bisherigen Zielvorgaben für den Bio-Anbau erheblich abschwächt. Ursprünglich sollten bis Ende 2022 rund 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet werden, bis 2030 waren 8 Prozent für den Anbau von Hülsenfrüchten vorgesehen. Diese Ziele wurden nun ersatzlos gestrichen.

Derzeit sind in Frankreich 10,7 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. Zum Vergleich: Deutschland erreicht einen Anteil von 11,2 Prozent, Italien liegt bei 17,9 Prozent und Österreich führt mit 27,5 Prozent. Die ambitionierten Pläne Frankreichs aus dem Jahr 2009, bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent zu erreichen, wurden stetig nach unten korrigiert. Die EU-Strategie „Farm to Fork“ hingegen strebt weiterhin 25 Prozent ökologisch bewirtschaftete Fläche in der gesamten Union an.

Die Kehrtwende der französischen stößt auf scharfe Kritik. Nichtregierungsorganisationen wie der Anbauverband Fédération Nationale d'Agriculture Biologique und der WWF verurteilten in einem offenen Brief den Rückzug der Zielvorgaben. Sie bemängeln vor allem den Mangel an öffentlicher Finanzierung und die fehlende Strukturierung der Absatzmärkte. So sollten französische Kantinen seit dem 1. Januar 2022 mindestens 20 Prozent ihrer Lebensmittel aus biologischem Anbau beziehen. Tatsächlich liegt der Anteil jedoch nur bei 6 Prozent.

Das steht aufgrund dieser Entwicklungen stark unter Beschuss. Ursprünglich war geplant, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2012 zu halbieren, später wurde das Ziel auf 2017 und schließlich auf 2025 verschoben. Stattdessen stieg der Einsatz dieser Mittel zwischen 2017 und 2021 um 23 Prozent. Zudem werden lediglich 2 Prozent der 9 Milliarden Euro an Beihilfen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik an Biobauern ausgezahlt, obwohl ihr Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion über 10 Prozent beträgt.

Aurélie Trouvé, Abgeordnete der Partei „La France insoumise“, spricht von einem „enormen Rückschritt im Bereich der Agrarumweltmaßnahmen“. Landwirtschaftsminister Marc Fesneau verteidigte die Regierung und verwies auf den nationalen Strategieplan von 2023, der einen Bioanteil von 18 Prozent bis 2027 vorsieht. Fesneau erklärte, es sei unpraktisch, feste Zielvorgaben in das Gesetz aufzunehmen, da man sonst „jedes Jahr das Gesetz ändern“ müsse. Die Regierung setze jedoch die notwendigen Mittel ein und verwies auf eine Beihilfe in Höhe von 200 Millionen Euro zur Förderung des ökologischen Landbaus.

Die Entscheidung, die ursprünglichen Zielvorgaben zu streichen, markiert einen deutlichen Bruch mit den bisherigen ambitionierten Plänen Frankreichs im Bereich des ökologischen Landbaus. Die Zukunft wird zeigen, ob die neuen Maßnahmen und finanziellen Hilfen ausreichen, um den Bio-Anbau in Frankreich dennoch voranzubringen und die gesetzten Ziele zu erreichen.

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