Die Nachfrage nach pflanzlichen Milchalternativen eröffnet landwirtschaftlichen Betrieben neue Perspektiven. Ein Beispiel für diesen Ansatz liefern die Brüder Lucas, Stefan und Henning Fockenbrock aus Telgte in Nordrhein-Westfalen mit ihrer Marke „Ährenbrüder“, unter der sie seit Mitte 2023 einen Haferdrink auf den Markt bringen. Diese vegane Milchalternative ergänzt den bestehenden Bio-Milchkuhbetrieb der Familie und bringt damit frischen Wind in den Betrieb.
Mut zur Innovation in der Landwirtschaft
Der Mut, neue Wege zu gehen und kreative Ideen umzusetzen, ist der Grundgedanke der Ährenbrüder. Lucas Fockenbrock und seine beiden Brüder haben auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin mit der Zeitschrift top agrar über ihre Ideen gesprochen. „Ein Haferdrink ist eine wunderbare Ergänzung zur Kuhmilch“, betont Lucas. Die Kombination von Kuhmilch und Haferdrink sei nicht nur ein kluges unternehmerisches Konzept, sondern passe auch perfekt in den landwirtschaftlichen Nährstoffkreislauf.
Während Lucas für das Marketing der Ährenbrüder zuständig ist, kümmert sich sein Bruder Stefan als Molkereimeister um die Produktion, und Henning, der dritte Bruder, übernimmt die Betriebsführung und bringt seine landwirtschaftliche Expertise in das Projekt ein.
Haferdrinks aus Deutschland als Chance für regionale Wertschöpfung
Lucas Fockenbrock erklärt, dass rund 90 % der pflanzlichen Milchalternativen in Deutschland derzeit aus dem Ausland stammen. „Deutschland bleibt dabei auf der Strecke“, meint er. Dabei habe sich das Marktvolumen für vegane Milchalternativen in nur drei Jahren auf etwa 800 Millionen Euro verdoppelt – mit steigender Tendenz. „Wir müssen in der Landwirtschaft neue Lösungen finden, um an diesem Trend teilhaben zu können“, erklärt Lucas. Die Brüder sehen daher in der Produktion von Haferdrinks in Deutschland ein enormes Potenzial, um den Markt für pflanzliche Alternativen regional zu stärken und den Verbrauchern eine heimische Option anzubieten.
Landwirtschaftliche Synergien zwischen Ackerbau und Tierhaltung
Die Fockenbrocks sehen in der Kombination von Milchproduktion und Haferdrink keine Konkurrenz, sondern Synergien. Der Anbau von Hafer erweitert die Fruchtfolge und trägt zur Bodengesundheit bei. Außerdem lässt sich das Restprodukt aus der Haferdrinkproduktion, die sogenannte Pülpe, als eiweißreiches Ergänzungsfutter für die Kühe verwenden. So schaffen die Brüder einen Kreislauf, in dem sich Pflanzenbau und Tierhaltung gegenseitig ergänzen.
Überwiegend positive Resonanz, aber auch skeptische Stimmen
Seit einem halben Jahr vertreiben die Ährenbrüder ihren Haferdrink in Supermärkten im Raum Münster, Osnabrück und Bielefeld. Besonders jüngere Konsumenten nehmen das Produkt begeistert an. „Die Resonanz ist sehr positiv“, berichtet Lucas. Die jüngere Generation stehe „100 % dahinter“ und schätze die regionale Herkunft der Produkte. Allerdings wurden die Fockenbrocks anfangs von älteren Berufskollegen skeptisch beäugt, da sie als Nutztierhalter ein veganes Produkt auf den Markt brachten.
Eigenes Label für mehr Unabhängigkeit
Während die Familie ihre Biomilch unter dem Namen „Biohof Fockenbrock“ vermarktet, haben die Brüder für den Haferdrink bewusst das neue Label „Ährenbrüder“ gewählt. Diese Trennung ermöglicht es ihnen, als eigenständige GmbH zu agieren und das unternehmerische Risiko unabhängig vom elterlichen Betrieb zu halten. Lucas betont: „Es war auch eine Risikoabsicherung.“ Langfristig planen die Fockenbrocks, weitere landwirtschaftliche Betriebe einzubeziehen und unter der Marke Ährenbrüder gemeinsam vegane Produkte zu vermarkten.
Ausbau des Sortiments: Regional und nachhaltig
Zukünftig möchten die Ährenbrüder ihr Sortiment erweitern. Seit November 2023 bieten sie neben dem Haferdrink auch regionalen Popcorn-Mais aus einem Testlauf an. „Wir wollen immer mehr Produkte aufnehmen, unsere Fruchtfolge erweitern und möglichst nachhaltig im Kreislauf wirtschaften“, erklärt Lucas. Das Sortiment soll dabei konsequent aus eigenem Anbau und natürlichen Zutaten bestehen und die Region rund um das Münsterland repräsentieren.
Die Brüder Fockenbrock setzen als „Ährenbrüder“ auf ein Konzept, das die traditionelle Landwirtschaft mit innovativen, regionalen Produkten ergänzt und so neue Wege für landwirtschaftliche Betriebe aufzeigt.
