Lino Saputo, der CEO des kanadischen Molkereikonzerns Saputo, hat auf der Australian Dairy Conference in Melbourne deutliche Kritik an den Genossenschaftsmolkereien in der Europäischen Union und in Neuseeland geäußert. Seiner Meinung nach handeln diese Molkereien verantwortungslos, indem sie regelmäßig zu viel Milch produzieren und auf den Markt bringen. Dieses Verhalten führe nicht nur zur Übersättigung des Marktes, sondern auch zu einem Preisverfall, da die überschüssige Milch meist nur zu preisgünstigen Massenprodukten verarbeitet werde.
Saputo betonte, dass sich jedes Molkereiunternehmen seiner Marktverantwortung bewusst sein müsse. Die globale Nachfrage nach Milchprodukten steige jährlich nur um etwa 1,5 bis zwei Prozent. Eine Produktion, die darüber hinausgehe, widerspreche der ethischen Verantwortung einer guten Unternehmensführung und gefährde die Einkommenssituation der gesamten Branche.
Besonders kritisch sah er die Praxis europäischer Genossenschaftsmolkereien, die zunächst ihre Verarbeitungskapazitäten ausbauen und dann die Milchbauern drängen, mehr Milch zu produzieren, um diese Kapazitäten auszulasten. Dieses Vorgehen führe oft zu Vorratslagerungen und nachfolgend zu sinkenden Preisen. Einzig die Molkereigenossenschaft FrieslandCampina wurde von seiner Kritik ausgenommen, da sie angekündigt hatte, bei Überkapazitäten keine zusätzlichen Milchmengen anzunehmen.
Der CEO von Saputo erklärte zudem, dass die eigenen Milchwerke seines Unternehmens zu 98 % ausgelastet seien, ohne dabei Überkapazitäten zu schaffen. Trotz des rasanten Wachstums habe man stets darauf geachtet, dass die Milchlieferanten mitwachsen können. Auf allen Märkten zähle sein Unternehmen zu den besten Auszahlern, was die Loyalität und Bindung der Lieferanten stärke. Lino Saputo betonte die langfristige Orientierung seines Unternehmens: „Wer loyal zu uns ist, zu dem sind wir auch loyal.“
Saputo, gegründet 1954 in Montreal, ist heute das größte Molkereiunternehmen in Kanada und spielt auch global eine bedeutende Rolle. Der Umsatz des Unternehmens beläuft sich auf etwa 7,6 Milliarden Euro, wobei ein Drittel dieses Umsatzes in den USA generiert wird. Die Geschichte des Unternehmens begann mit der Immigration der Familie Saputo aus Italien, die sich zunächst in Kanada niederließ und kurz darauf mit der Produktion von Käse für den nordamerikanischen Markt begann. Heute umfasst der Saputo-Konzern 52 Molkereien weltweit.